Laut Dodge scheitern Projekte am ehesten an der Geldfrage. Gleichzeitig bleiben die langfristigen Vorteile grüner Strategien nicht unbemerkt und regen manche Baubeteiligte zum Umdenken an. So zeigen sich Investoren angesichts der Ausgaben im Vergleich weniger besorgt, und selbst die traditionell kostenorientierte Gruppe der Eigentümer erkennt das geschäftliche Potenzial nachhaltiger Unternehmensstrategien (S. 18).
Beim Thema Smart Buildings lässt sich die Unsicherheit zum Teil dadurch erklären, dass es am nötigen Wissen über die verfügbaren Technologien fehlt. Eine Studie des Intelligent Buildings Council (IBC), eines Gremiums der kanadischen Association for Smarter Homes & Buildings (ASHB), verweist auf mögliche Berührungsängste gegenüber neuen Technologien bei Bewohnenden und Projektpartnern. Damit diese Berührungsängste nicht zum Hindernis werden, muss Aufklärungsarbeit geleistet und in technischen, strategischen und wertbezogenen Fragen bei allen Beteiligten ein Konsens geschaffen werden. „Eine verbesserte Einführungspraxis“, so das Fazit des Council, „wirkt sich unmittelbar positiv auf den wahrgenommenen Nutzen aus“ (S. 52).
Cybersicherheit und technische Kompatibilität
Je smarter grüne Gebäude werden, desto stärker rücken zwangsläufig Themen der Cybersicherheit, Datenschutz und Systemkompatibilität in den Fokus. Um Cyberbedrohungen abzuwehren und personenbezogene Daten zu schützen, müssen Gebäudeverantwortliche ihre Netzwerke mit sachverständiger Unterstützung absichern und Nutzende mit fallspezifischen Best Practices vertraut machen.
Besonderes Augenmerk fordern dabei kritische Anwendungen wie Überwachungskameras, Smart Meter sowie Zugangskontroll- und Lokalisierungssysteme, so ein Artikel der Plattform Buildings. Zur Stärkung des Datenschutzes braucht es verbindliche Vorgaben für die Erfassung, Verschlüsselung und Speicherung, entsprechende Einverständniserklärungen der Nutzenden und Prüfungen in Form externer Sicherheitsaudits.
Strenge Regularien
In der Branche wächst der Handlungsdruck. Maßnahmen müssen rasch und in großem Umfang umgesetzt werden, um die Weichen für eine klimafreundliche Zukunft zu stellen. Im Jahr 2015 beschlossen die Vereinten Nationen 17 „Ziele für eine nachhaltige Entwicklung“ (Sustainable Development Goals). Anschließend überführten zahlreiche Länder auf der ganzen Welt die globalen Prinzipien in nationale Nachhaltigkeitsstrategien für die Baubranche, unterstützt von Organisationen wie der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) und dem World Green Building Council (WorldGBC).
In Deutschland sind die UN-Ziele in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) verankert, die unter anderem das nachhaltige Bauen als Transformationsbereich berücksichtigt. Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) legt die Bundesregierung konkrete Ziele zur Treibhausgasminderung unter anderem für den Gebäudesektor fest, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert Standards für die Umstellung auf klimafreundliche Energieerzeugung. Weitere internationale Rechtsrahmen bilden die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Unternehmen seit 2023 stärker in die Rechenschaftspflicht nimmt, sowie die EU-Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD), die einen dekarbonisierten Gebäudebestand bis 2050 vorsieht.
Solche rechtlichen Vorstöße geben die Richtung an, können aber auch zu einem unüberschaubaren Gesetzesdschungel anwachsen und durch ihre ambitionierten Ziele entmutigend wirken. Tatsächlich bleibt der Gebäudesektor auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität 2050 zurück, wie die IEA feststellt – trotz kürzlicher Meilensteine in China, Japan, der EU und den USA. Um die Branche wieder auf Kurs zu bringen, wünschen sich AECO-Fachkräfte laut USGBC sowohl mehr Konsequenz als auch mehr Unterstützung vonseiten der Aufsichtsbehörden.
Mit Blick auf das Dekarbonisierungsziel befürworten die Befragten etwa die Durchsetzung verbindlicher Leistungs- und Energiestandards und transparenter Benchmarks sowie finanzielle Anreize für umfassende energetische Sanierungen und emissionssenkende Initiativen. „Die Ergebnisse sprechen für eine starke Bereitschaft zur branchenweiten Priorisierung hocheffizienter, emissionsarmer Gebäude und hoher Standards“, stellt der USGBC fest.
Optimistisch stimmt in dem Zusammenhang, dass Pauschalgesetze zum Treiber der grünen Entwicklung werden können. Konkret hebt der Bericht den US-amerikanischen Inflation Reduction Act of 2022 (IRA) hervor, der die Finanzierung grüner Bauvorhaben ausbaut und leichter zugänglich macht.