Die Finanz- und Wirtschaftskrise stürzte die US-Volkswirtschaft in eine schwere Rezession, die das Baugewerbe vor allem im Zeitraum von 2006 bis 2011 stark in Mitleidenschaft zog. Sie hinterließ drastische Veränderungen und trieb viele Baufirmen in den Ruin.
Andere standen sie durch, verweigerten sich jeglichen Neuerungen und überlebten mehr schlecht als recht. Wiederum andere Unternehmen jedoch nahmen den Abschwung zum Anlass für Investitionen – zum einen in ihre Mitarbeiter, zum anderen in die Konsolidierung des Kerngeschäfts. Diese Mittel flossen in neue Technologie und innovative Arbeitsverfahren sowie in die Fort- und Weiterbildung der Belegschaften.
Im April 2010 setzte Apple mit der Markteinführung des iPad eine Revolution technologischer Innovation in der Baubranche in Gange. Zahlreiche neue Apps ermöglichten plötzlich eine sehr viel engere Zusammenarbeit zwischen Büro und Baustelle. Für die innovationsfreudigen unter den Bauunternehmen tat sich in der unmittelbaren Folge der „Great Recession“ eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Anwendung der neuen Technologien auf. Viele von ihnen wussten diese Chancen mit großem Erfolg zu nutzen.
So stand beispielsweise die Gebäudedatenmodellierung (wie BIM) zu Beginn der damaligen Rezession noch ganz am Anfang ihres branchenweiten Durchbruchs. Dem von Dodge Data and Analytics veröffentlichten SmartMarket Report für das Jahr 2012 zufolge stieg die Implementierung von BIM-Software bei US-amerikanischen Architektur-, Ingenieur- und Baufirmen zwischen 2007 und 2012 von 28 auf 70 Prozent an (bei deutschen Firmen lag der Anteil einer PwC-Studie zufolge noch 2019 erst bei 52 Prozent). Damals kommentierte Stephen Jones von Dodge Data and Analytics: „So kontraintuitiv es zunächst erscheinen mag, mitten in einer Rezession die Ausgaben zu erhöhen, zeigen die Ergebnisse unserer Forschung doch branchenweit eine hohe Bereitschaft, durch die Implementierung von BIM-Technologien und -Verfahren in eine effizientere und produktivere Zukunft zu investieren.“
Firmen, die sich die Zeit nahmen, BIM und Tools zur Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Büro und Baustelle in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren und die Mitarbeiter entsprechend zu schulen, hatten einen Vorsprung, als die Wirtschaft sich allmählich wieder erholte. Öffentliche wie private Bauherren und Generalunternehmer hatten ein gesteigertes Interesse daran, Aufträge an Firmen mit intelligenten und innovativen Ansätzen zur Risikominderung und Gewährleistung berechenbarer Ergebnisse zu vergeben. Laut einem Bericht der Harvard Business Review ergab eine kürzlich veröffentlichte Umfrage unter 3.500 Unternehmen weltweit, dass Marktteilnehmer, die unternehmensweite Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Abschwung ergriffen, sowohl während als auch nach der Rezession ein viermal schnelleres Umsatzwachstum verzeichneten als ihre weniger proaktiven Mitbewerber. Als besonders zielführend erwies sich dabei die Implementierung von Digitaltools.
Gut möglich, dass es Unternehmen, die vor zehn Jahren die Chance zur Transformation nicht genutzt haben, diesmal noch härter treffen wird. Viele dürften einen solchen Rückschlag kein zweites Mal überstehen.