Noch Tausende von Jahren nach der Erfindung des Wellenreitens in der Südsee bastelten Einheimische sich Surfbretter aus Holzbohlen und Schilfgeflechten. Doch so umweltfreundlich diese frühen Prototypen gewesen sein mögen, so schwer und unförmig waren sie auch. Inspiriert vom Schiffsbau, entdeckte die Surfbranche in den 30er und 40er Jahren schließlich die Möglichkeiten von Harz, Glasfaser und Polyurethanschaum für sich.
Eine bessere Alternative, so Bowen, habe es für die Branche damals nicht gegeben. Gleichzeitig begann damit jedoch ein dunkles neues Zeitalter der Surfboard-Fertigung auf Basis von Petrochemikalien und ihren Derivaten. Der Fertigungsprozess eines Surfboards erfordert jede Menge Ressourcen – weitaus mehr als nur die toxischen Stoffe, die in das Endprodukt fließen –, die sich letzten Endes nicht entsorgen lassen. „Wenn ein Surfbrett bricht, was durchaus schon bei der ersten Session passieren kann, macht sich niemand Gedanken um die Überreste“, so Bowen. „Das Brett ist entweder bis in alle Ewigkeit in den Tiefen des Ozeans verschollen oder es landet auf der Mülldeponie, falls es an Land geschwemmt wird.“
Mit Lamina Flow verfolgt Bowen einen Ansatz, der Gestaltung und Fertigung miteinander kombiniert. „Die Software, die uns zur Verfügung steht, ist einfach Wahnsinn“, freut er sich. „Auch in Sachen Materialien hat es Fortschritte gegeben. Es tut sich wirklich einiges im Moment. Meine Aufgabe besteht im Grund nur darin, die für die Surfbranche relevanten Entwicklungen zusammenzubringen und mir zu überlegen, wie wir uns in Zukunft noch verbessern können.“
Zu den Meilensteinen, die Bowen erreichen möchte, gehört nicht zuletzt Präzision. Denn obwohl die Fertigung in Handarbeit dem romantischen Ideal des Surfens treu bleibt, ist es äußerst schwierig, das für ein Surfboard erforderliche Maß an Präzision zu erreichen und verschiedene Leistungseigenschaften präzise miteinander in Einklang zu bringen.
Bei seiner Arbeit lässt sich das Team von Lamina Flow von verschiedensten Vorbildern wie etwa Skiern und Snowboards, die überaus widerstandsfähig sind, und sogar Pfeil und Bogen inspirieren. So kam man auf die Idee, bei der Fertigung eine Reihe von Laminaten einzusetzen – und das Unternehmen Lamina Flow zu taufen. Statt eines einzelnen Schaumkerns mit einem sogenannten Stringer in der Mitte (einem dünnen Holzstreifen, der zur Längsversteifung des Bretts dient, es aber gleichzeitig zerbrechlicher macht) bestehen die Surfboards von Lamina Flow aus drei verschiedenen Kernstrukturen mit mehreren Schichten. So kann jede einzelne Schicht gezielt verstärkt werden.