„Iwájú“ war nur der Anfang. Kugali Media will auf dem Erfolg der Serie aufbauen und die Reichweite afrikanischer Geschichten mit neuen Projekten in den Sparten Print, Film, Fernsehen und sogar Spiele weiter ausbauen. Das einzige Problem? Fachkräfte – oder besser gesagt, der Mangel daran.
„Die Unterhaltungsbranche in Afrika ist noch sehr jung. Daher ist es sehr schwierig, dort ein komplettes Projekt auf die Beine zu stellen, geschweige denn mehrere vollständige Projekte. Das können nur wenige Unternehmen“, so der Kugali-Geschäftsführer. Als Kreativschaffender mit Schwerpunkt kreative Führung macht er sich darüber Sorgen, was passieren könnte, wenn die Nachfrage nach afrikanischen Geschichten steigt, das Angebot an afrikanischen Kreativschaffenden aber nicht. „Ich habe schon gesehen, dass bei jedem größeren Projekt auf dem Kontinent immer dieselben Personen auftauchen. Jetzt, wo immer mehr Projekte nach Afrika kommen und dieselben Kreativschaffenden immer eingesetzt werden, wird irgendwann eine Menge an Fachkräfte versprochen, die es gar nicht gibt. Die Branche ist sehr risikoscheu – ein großer Fehler kann einen um Jahre zurückwerfen. Das finde ich sehr beunruhigend. Wir müssen neue, hochqualifizierte Fachkräfte in diesem Bereich fördern, denn im Moment glaube ich nicht, dass wir in Afrika mehr als zwei hochwertige Spielfilme gleichzeitig machen können.“
Die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Disney ist ein wichtiges Mittel, um Fachkräfte fortzubilden. „Wir können die erforderliche Qualität nur erreichen, wenn wir mit Leuten zusammenzuarbeiten, die auf diesem Niveau arbeiten können, während wir unsere eigenen Fachkräfte ausbilden“, fährt Ibrahim fort. Das Personalmodell von Kugali Media hänge in hohem Maße von unabhängigen Vertragspartnern ab, die vor Ort in Afrika tätig seien – derzeit in mindestens 15 verschiedenen Ländern: „Für mich war ‚Iwájú‘ quasi eine Disney-Universität, denn unsere Kreativschaffenden wurden dadurch alle deutlich besser.“
Doch die Partner können nicht allein die ganze Last tragen. Bei Kugali Media weiß man, dass das Unternehmen auch seinen Teil dazu beitragen muss. Deswegen wurde die „Kugali Academy“ ins Leben gerufen: Diese vom Unternehmen geförderte Talentschmiede bietet aufstrebenden Kreativschaffenden eine kostenlose, hochwertige Ausbildung. Da viele nicht über die notwendige Hard- oder Software für Animationen oder visuelle Effekte verfügen, müssen die Mitwirkenden über Mobilfunk oder virtuelle Desktop-Dienste aus der Ferne auf die Technologie zugreifen. Nach Abschluss des einjährigen Kurses erhalten die Absolventen Zugang zu einem firmeninternen Fachkräftenetzwerk, über das Kugali Media seine Auftragsnehmenden für künftige Projekte auswählt.
Auf diese Weise können Fachkräfte auf organische Weise gefördert werden, die sowohl Kugali Media als auch ganz Afrika dienen können. „Kompetenzen werden im Rahmen einer Art Mentoringprogramm ständig weitergegeben“, so der Kugali-Chef. „Eine versierte Fachkraft lernt eine andere an. Dann haben wir zwei kompetente Kreativschaffende, die weitere unterrichten. Und so weiter und so fort.“
Im ersten Schritt wolle man bis zu 500 Kreativschaffende mit Kenntnissen in Autodesk Maya und verwandten gefragten Technologien ausbilden, damit sie innerhalb von zwei Jahren von Arbeitgebern in der Branche eingestellt werden könnten, so Ibrahim. Selbst wenn für einige Projekte Arbeitskräfte aus dem Ausland hinzugeholt werden müssen, könne man trotzdem ein Team kreativer Führungskräfte aufbauen, deren Beteiligung an Projekten die Grundlage für authentische, glaubwürdige und legitime afrikanische Geschichten bilden kann.