Dexter Studios machte sich erstmals 2013 mit dem Abenteuerfilm Mr. Go einen Namen. In der Hauptrolle war ein Baseballspielender Gorilla, für dessen Konzeption und Umsetzung das neue Kreativteam des Unternehmens allein verantwortlich war.
„Damals war es in der südkoreanischen VFX-Branche wirklich schwierig und eine große Herausforderung, sämtliche Arbeiten eigenständig zu stemmen“, erinnert sich Kim. „Aber die erste Generation südkoreanischer VFX-Fachkräfte hat sich einfach ein gemeinsames Ziel gesetzt: Sie wollten es alleine schaffen, haben ihr Bestes gegeben, und letztendlich ist es ihnen gelungen.“
Auch wenn der Film an den Kinokassen kein großer Erfolg war, verschaffte er Dexter Studios ein gewisses Maß an Anerkennung in der Branche und diente als Grundlage für eine Philosophie, die bis heute gilt: keine Angst vor neuen Herausforderungen. Immerhin hatte das Team schon einem Gorilla das Baseballspielen beigebracht.
Der nächste Film des südkoreanischen Studios – Pirates – Das Siegel des Königs – enthielt zahlreiche CGI-Wassersimulationen. Darauffolgend kam die in verschiedenen Jenseitswelten spielende Filmreihe „Along with the Gods“, mit der das Unternehmen neue Maßstäbe setzte und Themen rund um seine nationale Identität aufgriff. Bei der Gestaltung der visuellen Effekte orientierte sich Dexter Studios an asiatischen und buddhistischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod.
Für das Projekt mussten sieben verschiedene digitale Welten erschaffen werden. Dabei sammelten die Kreativschaffenden von Dexter Studios wertvolle Erfahrungen mit unterschiedlichsten Umgebungen und den jeweils erforderlichen Methoden zu deren Umsetzung.
Das Arbeitspensum ist seither stetig gewachsen – und um die Produktivität und Zufriedenheit der vielen Kreativschaffenden zu sichern, wurde eine Managementstruktur entwickelt, die teilweise die Entwicklung maßgeschneiderter Tools und Plattformen erforderte, wie etwa VELOZ, die firmeneigene Software-Pipeline des südkoreanischen Studios. Durch den Einsatz von VELOZ und die Integration von Autodesk Maya und OpenUSD in ihre kreativen Arbeitsabläufe konnten Dexter Studios die für eine Kameraeinstellung nötige Arbeitszeit um 50 % reduzieren.
Kim berichtet außerdem, dass das Unternehmen kontinuierlich Best-Practice-Methoden in den Bereichen digitale Menschen, 3D-Scanning/Photogrammetrie, Performance Capture oder Aging/De-Aging sondiert und weiterentwickelt. Ähnlich wie viele Führungskräfte aus anderen Planungs- und Fertigungsbranchen blickt auch sie mit einer Mischung aus Begeisterung und Skepsis auf Künstliche Intelligenz (KI).
„Wir glauben nicht, dass KI unsere Arbeit ersetzen kann, aber sie kann uns helfen, Routineaufgaben effizienter zu gestalten“, so die Chefstrategin. „KI kann zum Beispiel innerhalb weniger Stunden eine Vielzahl von Konzeptzeichnungen erstellen. Dafür müssten unsere Künstlerinnen und Künstler sonst tagelang arbeiten.“ Durch KI könne das Studio Effizienzgewinne erzielen, die es den Kreativschaffenden ermöglichen, sich auf ihre Kunst zu konzentrieren und hochwertige Inhalte zu produzieren.
Kim betont, dass das südkoreanische Studio auch weiterhin in dieser Sandbox-Umgebung für hochwertigere Inhalte agieren will. Doch das birgt unternehmerische Risiken, denn Konsumgewohnheiten für Inhalte verändern sich ständig und nicht alle Regieführenden, Drehbuchschreibenden oder Produzierenden die erforderlichen Budgets sichern können, um einen VFX-Anbieter am Laufen zu halten. „Aber wenn wir uns auf effizientere Arbeitsprozesse und Qualitätsprodukte spezialisieren, dann können wir im Wettbewerb bestehen“, ist Kim überzeugt.