Wer also seine betrieblichen Prozesse von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zum Vertrieb mithilfe eines umfassenden Product Lifecycle Managements (PLM) effizient organisieren will, sollte dies in kleinen Schritten tun, die in einer Roadmap festgehalten werden. Das heißt, dass zunächst ein Teilprozess wie die Angebotserstellung genau unter die Lupe genommen wird: Welche Arbeitsschritte sind notwendig, wie sind diese organisiert, welche Mitarbeiter und Abteilungen sind involviert und welche Feedback- bzw. Kontrollschleifen sind dabei zu berücksichtigen.
„Dabei sind viele Prozesse bzw. Meilensteine noch gar nicht benannt und brauchen erst einmal eine klare Bezeichnung, damit alle Beteiligten wissen, was damit gemeint ist“, so Dickmans. Er plädiert bei der Einführung eines solchen Systems auch dafür, zunächst einen kleinen Bereich zu digitalisieren, damit sich die Mitarbeiter leichter an das System gewöhnen und man es schneller testen kann, denn das erspart später aufwendige Korrekturen.
Schnellere Entwicklungszyklen, mehr Umsatz
Im Bereich Vertrieb ergeben sich mit der Einführung agiler Produktszenarien neue Argumente bei der Auftragsakquise, beispielsweise durch schnellere Produktionszyklen, aber auch günstigere und dennoch individuellere Produktvarianten dank modularisierter Fertigungstechniken. Nicht zu vergessen ist hierbei das immer mehr an Bedeutung gewinnende Segment „After Sales Services“ bzw. Added Value Services. „Hierbei biete ich nicht mehr nur das physikalische Produkt an, sondern schaffe eine Reihe zusätzlicher Services wie beispielsweise einen Digitalen Zwilling, Remote Maintenance oder einen digitalen Ersatzteilkatalog. Dadurch verbessere ich nicht nur den Gesamtnutzen des Produkts für den Kunden selbst, sondern verringere gleichzeitig auch den eigenen Aufwand, beispielsweise dann, wenn der Servicetechniker dank Remote Maintenance nicht mehr so oft zur Anlage rausfahren muss“, erklärt Osti.
Innovationsmanagement digitalisieren
Doch die mit der Digitalen Transformation verbundenen Vorteile gehen weit über die unmittelbaren betrieblichen Prozesse hinaus. Sie haben auch eine wichtige strategische Komponente. So ist deren Implementation zunächst einmal innovationsfördernd – die Umstellung der eigenen Produktions- und Lieferketten bringt in vielen Fällen erstaunliche Innovationspotenziale an den Tag. So erlaubt es die Kombination aus Künstlicher Intelligenz und der Simulation von Konstruktionsplanung, neue Bauteile schneller und leistungsfähiger zu entwickeln. Der Schlüsselbegriff hierfür lautet Generatives Design.
Einen weiteren Aspekt der Innovationsförderung mittels Digitaler Transformation sieht Lennart Schulenburg, Geschäftsführer der VisiConsult X-ray Systems & Solutions GmbH in der Automatisierung des innerbetrieblichen Verbesserungswesens. Sein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Systemen zur zerstörungsfreien Prüfung von Werkstoffen und Bauteilen für Kunden aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie der Öl- und Gasindustrie spezialisiert hat, arbeitet gerade an der praktischen Umsetzung: „Aktuell läuft unser Innovationsmanagement noch recht unstrukturiert. Das soll sich in Kürze jedoch ändern, denn hierfür bietet unser PLM-System ein entsprechendes Modul an. Mithilfe eines digitalisierten Innovationsfunnels kann dann jeder Mitarbeiter über eine entsprechende Schnittstelle seine Verbesserungsvorschläge einreichen. Diese werden dann von der Entwicklungsabteilung geprüft und gehen dann in eine Pipeline.“
Neue Geschäftsfelder dank After Sales Services
Des Weiteren führt die Digitale Transformation zu einer oft erheblichen Produktivitätssteigerung: Eine hohe Auslastung personeller und maschineller Ressourcen ist gerade für KMU ein entscheidendes Wirtschaftlichkeitskriterium. Wer hier besonders effizient Aufträge verarbeiten und damit Liefertermine optimieren kann, steigert damit auch seine Produktivität. Die Steigerung der Produktivität verbessert schließlich die Ertragskraft und stabilisiert so die finanzielle Basis des Unternehmens. Die Bilanz wird entlastet, neue Mittel stehen für Akquise, aber auch Forschung und Entwicklung zur Verfügung.
Das Unternehmen stärkt außerdem seine Position am Markt: Eine konsequente Orientierung an den Prinzipien der Digitalen Transformation spricht sich herum. Die eigene Wettbewerbsposition verbessert sich dank ausgefeilter Auftrags-, Produktions- und Logistikabläufe, aber auch mehrwertorientierter Service im After-Sales-Bereich. So wird die Digitale Transformation zum echten Wettbewerbsvorteil für KMU. Die Verlängerung der Wertschöpfungskette generiert darüber hinaus neue Einnahme- und Absatzmöglichkeiten. Wer mithilfe der Digitalen Transformation neue Services und Produkte anbietet, erweitert sein eigenes Portfolio und schließt Marktlücken zu seinen Gunsten.