Viele Unternehmen taten sich im vergangenen Jahr schwer damit, mit der erforderlichen Flexibilität auf die privaten Lebensumstände ihrer Mitarbeiter zu reagieren. Produktivität, so Etlinger, definiere sich in Büros, auf Baustellen oder in Fabriken oft anders als in dezentralen Arbeitsumgebungen, wo möglicherweise Kinder beim Online-Lernen unterstützt oder pflegebedürftige Familienmitglieder betreut werden müssen.
„Man muss alle diese Dinge verbinden, um zu begreifen, was Produktivität bedeutet“, sagt sie. „Und dann muss man sich fragen: ‚Welche Signale übersehe ich womöglich? Gibt es Dinge, die ich in einem Büro oder einer anderen physischen Umgebung intuitiv erahnen würde, während sie mir in einer dezentralen Arbeitsumgebung entgehen?‘“
Deswegen, so Etlinger, sei es umso wichtiger, die verfügbaren Daten auf kreative Weise auszuwerten und sich zu fragen, welche Signale man möglicherweise übersehe. „Diese Frage hören Führungskräfte vielleicht nicht gerne. Sie muss aber gestellt werden, denn man macht sich als Führungskraft sehr angreifbar, wenn man sagt: ‚Ich weiß nicht, was ich übersehe. Ich weiß nicht, wie es meinen Mitarbeitern geht. Sie behaupten, es sei alles in Ordnung. Dabei erwarten wir von ihnen, dass sie in einer völlig neuen Sprache kommunizieren.‘“
Neben den zahlreichen Herausforderungen und Schwierigkeiten will Etlinger die Pandemie und die daraus resultierenden veränderten Ansprüche und Erwartungen auch als Chance begriffen wissen, die Führungskräften die Verpflichtung auferlege, eine eigene Vorstellung von Normalität zu definieren, die sowohl den Zielen des Unternehmens als auch den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht wird.
Weitere Expertenmeinungen rund um Wachstum und Innovation in der digitalen Zukunft werden in der dreiteiligen Berichtreihe vorgestellt.