Wie reagieren Sie, wenn etwas nicht wie erwartet läuft?
Es gibt sicherlich eine Angst zu scheitern, aber wenn man auf alle Risiken verzichtet, wird man nicht so viel lernen, wie möglich wäre. Wenn etwas schief geht, versuche ich, mich selbst als Beispiel zu nehmen und darüber mit dem Team zu reden. Vor einiger Zeit beschäftigten wir uns beispielsweise damit, unser Produktportfolio neu auszubalancieren. Wir entschlossen uns, für ein bestimmtes Produkt vorerst nur noch Wartung anzubieten. Wir entwickelten also keine neuen Funktionen mehr, aber kümmerten uns darum, dass es mit den Änderungen der Betriebssysteme schritthielt.
Das Problem war, dass uns nicht klar war, wie stark sich einige Kunden auf das Produkt verließen. Wir hatten das zu weit zurückgefahren und mussten dringend zurückrudern und mehr Leute daran setzen. So etwas kann natürlich passieren, und ich plädiere für eine Fehlerkultur, bei der niemand beschuldigt oder vorgeführt wird. Stattdessen sollte man rein objektiv herausarbeiten, was passiert ist. Machen Sie klar, dass niemand Schuld hat, aber stellen Sie sicher, dass der Fehler sich nicht wiederholt. Wenn ich jedoch ein chronisches Problemmuster sehe, muss man anders damit umgehen.
Wie hat sich Ihr Herangehen an das Produktmanagement im Laufe Ihrer Karriere entwickelt?
Als ich im Produktmanagement anfing, kam ein Großteil meines Wissens durch das Beobachten der Wettbewerber, viele Kundenbesuche und Umfragen. Daneben nutzte ich oft mein Bauchgefühl, um Entscheidungen zu treffen. Heute kommen noch die Daten dazu. Wir verfügen über Unmengen an Daten über die Marktstimmung, Nutzung, Kundenabwanderung und viele andere Kennzahlen. Ein Produktmanager muss über den Tellerrand blicken und qualitative und quantitative Daten zusammenführen, um Entscheidungen treffen zu können.
Sie müssen nach wie vor schnell Entscheidungen treffen, aber es ist wirklich wichtig, diese Daten zu haben – und Leute, die Ihnen helfen, diese Daten zu analysieren. Sie können anhand der Daten Entscheidungen darüber treffen, in welche Richtung das Produkt entwickelt werden soll, und dann können Sie damit beginnen, diese Erfahrungen für die Benutzer zu personalisieren.
Was planen Sie als Nächstes?
Nun, ich habe einen tollen Job und ein ausgezeichnetes Team. Die Herausforderungen in Verbindung mit COVID-19 haben uns als Führungspersönlichkeiten auf die Probe gestellt, aber sie haben uns auch einander näher gebracht. Aber wenn Sie mich nach der Zukunft fragen: Irgendwann würde ich gerne auch Verantwortung für Vertrieb und Marketing übernehmen.
Wie ermutigen Sie mehr Frauen, ins Produktmanagement einzusteigen?
Ich fördere beispielsweise die Organisation Women in Product. Mein Team rekrutiert über diese Organisation und schaut ebenso intensiv nach Praktikantinnen. Und ich treffe mich mit allen, die ein Karrieregespräch führen möchten. Ich berate gerne Menschen dahingehend, wie sie ihren Horizont erweitern können, wenn sie eine Laufbahn im Produktmanagement anstreben.
Man sollte sich aber auch darum kümmern, die Menschen zu halten. Oft arbeiten die Leute hart daran, verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten zu finden und einzustellen, nur um sie dann bald wieder gehen zu sehen. Genauso wichtig ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder weiterentwickeln kann. Oftmals hat der oder die direkte Vorgesetzte einer Person den größten Einfluss darauf. Daneben sollte es selbstverständlich sein, dass Personalleiterinnen und Personalleiter auch andere unterrepräsentierte Gruppen berücksichtigen. Wie die meisten Unternehmen verfügt Autodesk über verschiedene Mitarbeiternetzwerke, sogenannte Employee Resource Groups (ERGs), die dazu beitragen, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Ich bin zum Beispiel stolz darauf, der Executive Sponsor unserer Pride ERG zu sein.
Welchen Rat geben Sie allen Produktmanagern, die in ihren Unternehmen Veränderungen herbeiführen wollen?
Beginnen Sie immer mit der Strategie. Seien Sie in Ihrem Denken transparent. Konzentrieren Sie sich auf das Warum, bevor Sie sich auf die taktische Ausführung von Dingen einlassen. Das schafft Vertrauen und wird Ihnen helfen, Ihre Marke aufzubauen.