Unternehmenserfolg in unsicheren Zeiten: Der digitale Reifegrad entscheidet
- Unter dem Titel State of Design & Make hat Autodesk erstmals einen jährlich erscheinenden Bericht veröffentlicht, der untersucht, wie sich Unternehmen aus den Bereichen Architektur, Ingenieur- und Bauwesen, Produktentwicklung, Konstruktion und Fertigung sowie Videospiel- und Filmproduktion in der heutigen Zeit aufstellen
- Zu den wichtigsten Themen für die Unternehmen zählen aktuell neben der Stärkung der eigenen Resilienz vor allem das Talentmanagement und die Nachhaltigkeit
- In diesen unsicheren Zeiten fühlen sich 72 % der Unternehmen mit hohem digitalen Reifegrad gut für den rapiden Wandel gerüstet, während sich von den Unternehmen mit einer geringeren digitalen Reife nur 52 % zuversichtlich zeige
Viele Führungskräfte müssen in diesen unberechenbaren und turbulenten Zeiten besonders tiefgreifende Veränderungen in ihren Organisationen bewältigen. Angesichts des enormen Drucks kann es hilfreich sein, sich die Worte des legendären chinesischen Philosophen Lao Tzu ins Gedächtnis zu rufen: „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“
Allerdings will auch der erste Schritt rechtzeitig gemacht sein. Die gute Nachricht: Auch für Unternehmen, die die digitale Transformation bisher aufgeschoben haben, bieten sich Möglichkeiten, wieder auf ihre Wettbewerber aufzuschließen. Besonders die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Einsatz von Tools wie ChatGPT können bisher komplexe und zeitaufwendige Prozesse in den Unternehmen stark vereinfachen. Dies zwingt die bereits stärker digitalisierten Unternehmen wiederum zu mehr Innovation und den Aufbau neuer Fähigkeiten, um ihren Wettbewerbsvorteil zu verteidigen. Um auf dieser Riesenwelle, die ohnehin alle Unternehmen erfassen wird, ganz oben zu reiten, investieren kluge Führungskräfte daher längst in Technologie und Innovation.
In dieser beispiellosen Ära des Wandels möchte sich Autodesk eingehend damit befassen, wie sich Unternehmen, die Gebäude, Brücken, Produkte, Filme und andere Dinge entwerfen und umsetzen, den Veränderungen stellen – und wie diese die Geschäftsentscheidungen von Führungskräften beeinflussen. Das Ergebnis ist der neu erschienene Bericht State of Design & Make, der insbesondere drei kritische Anforderungsbereiche unter die Lupe nimmt, die eine erfolgreiche Transformation von Unternehmen ausmachen: Resilienz, Talentmanagement und Nachhaltigkeit.
Für den Bericht hat Autodesk 2.565 Führungskräfte, Zukunftsforschende und Fachleute aus den Bereichen Architektur, Engineering, Bau und Betrieb (AECO), aus Produktentwicklung und Fertigung (D&M) sowie aus der Medien- und Unterhaltungsbranche weltweit befragt und die Ergebnisse zusammengetragen.
Die zentrale Fragestellung: Wie schafft man es, sich auf ungewisse Veränderungen und unbekanntes Terrain einzustellen und unter diesen Umständen möglichst erfolgreich zu sein? Die Zauberwörter heißen „digitale Reife“. Der digitale Reifegrad zeigt an, wie weit ein Unternehmen im digitalen Transformationsprozess vorangeschritten ist. 79 % der im Rahmen von State of Design & Make befragten Unternehmen sind der Ansicht, dass die globale Unsicherheit zugenommen hat. Von den Unternehmen mit höherem digitalen Reifegrad sehen sich 72 % gut für diese Unsicherheiten gerüstet, während von den Unternehmen mit einer geringeren digitalen Reife nur 52 % diese Zuversicht teilen. Das liegt zum Teil daran, dass die Arbeit in einem digitalen Ökosystem schnell Erkenntnisse liefert, auf deren Grundlage Führungskräfte umgehend fundierte Entscheidungen treffen können. So können Probleme in Chancen verwandelt und disruptive Entwicklungen besser abgewendet werden.
Unternehmen mit einem höheren digitalen Reifegrad sind resilienter
Der Definition nach ist Resilienz die Fähigkeit eines Systems, sich nach einer Störung schnell zu erholen. Es geht aber auch darum, die Auswirkungen möglicher Störungen bereits im Vorfeld zu minimieren. Zwischen der digitalen Reife und der Resilienz eines Unternehmens besteht darüber hinaus ein direkter Zusammenhang. So waren Unternehmen, die bereits verstärkt auf digitale Tools setzten, weniger stark vom Ausbruch der Pandemie betroffen und konnten besser auf alternative Betriebsmodelle umstellen. Betrachten Sie es als eine Art Nachrüstung des Unternehmens: Genauso wie sich Altbauten erdbebensicher nachrüsten lassen, können Unternehmen, die digital nachrüsten, einer großen unvermittelten Erschütterung besser standhalten.
Auch fiel es manchen Unternehmen nicht schwer, ihre Mitarbeitenden während der Pandemie im Homeoffice arbeiten zu lassen. Unternehmen, die ihre Prozesse bis dato noch nicht digital organisiert hatten, waren mit der Situation dagegen überfordert. Sie begannen erst in diesem Moment zu überlegen, wie der Informationsaustausch funktionieren soll, wenn sich die Menschen nicht mehr im gemeinsamen Bürogebäude vor Ort austauschen können. Unternehmen, die die hierfür nötigen digitalen Tools bereits eine Weile nutzten, nahmen diese Herausforderung relativ gelassen zur Kenntnis und konnten weitgehend problemlos auf die Arbeit aus dem Homeoffice umstellen.
Die Pandemie offenbarte darüber hinaus große Schwachstellen in den globalen Lieferketten. Der Frachtverkehr geriet stark ins Stocken und ganze Häfen mussten den Betrieb einstellen. Dies hat zu einem Umdenken geführt: Unternehmen in den planungs- und fertigungsbetonten Branchen suchen nun gezielt nach lokalen Zulieferern und diversifizieren ihre Lieferkette, wo sie nur können. Gleichzeitig konzentrieren sie sich verstärkt darauf, das richtige Gleichgewicht zwischen dem Aufbau von Lagerbeständen und den Anforderungen einer Just-in-Time-Lieferung zu finden. Vor der Pandemie war es relativ einfach, sich bei Bedarf bei einem einzigen Lieferanten mit Nachschub zu versorgen. Der Aufbau eines breiten und diversifizierten Netzwerks schafft dagegen mehr Komplexität. Um diese beziehungsreiche Lieferkette trotzdem im Griff zu behalten, stehen den Unternehmen digitale Werkzeuge zur Verfügung.
Samantha Snabes ist Mitgründerin eines großen Fertigungs- und Dienstleistungsunternehmens für 3D-Drucker mit dem Namen re:3D. Als eine von 76 für die Studie State of Design & Make befragten Führungskräften nennt sie die wichtigsten Faktoren, die für mehr Resilienz in ihrem Unternehmen sorgen sollen: „In den nächsten drei Jahren sollten sich Fertigungsunternehmen drei Prioritäten setzen: die Qualifizierung von Fachkräften, die Diversifizierung der Lieferkette und die Standardisierung“.
Laut den für den Bericht befragten Unternehmen erhöhen diese ihre Investitionen in Technologien (74 %), Innovation (73 %) und Datenmanagement (70 %). Je besser die Menschen verstehen, wie sie Daten sammeln und nutzen können, desto mehr können sie diese Erkenntnisse nutzen, um ihr Unternehmen besser zu analysieren und zukunftsfähige Strategien zur Steigerung ihrer Resilienz entwickeln.
Talentmanagement: Fachkräfte immer heißer umkämpft
Für die in der Studie State of Design & Make Befragten ist die Anwerbung und Bindung von Talenten die größte Herausforderung. Nach Angaben der U.S. Chamber of Commerce gibt es beispielsweise in den USA aktuell 10,1 Millionen offene Stellen, aber nur 5,8 Millionen Arbeitssuchende. Der Fachkräftemangel ist daher offensichtlich nicht nur ein deutsches oder europäisches Phänomen. Arbeitgebende sagen, dass der Wettbewerb um Talente die Innovation gebremst (52 %), die Projektabwicklung verzögert (59 %) und die Verwirklichung der Geschäftsziele beeinträchtigt (50 %) habe. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle: eine in den Ruhestand gehende Belegschaft (insbesondere in den Branchensegmenten D&M und AECO), eine in den USA als „Great Resignation“ bekannt gewordene Kündigungswelle und – wahrscheinlich das Wichtigste – die Kompetenzlücken, die durch die rasant voranschreitende digitale Transformation verursacht werden.
72 % der Befragten gaben an, dass sich die Arbeitswelt in den letzten drei Jahren stärker verändert hat als im letzten Vierteljahrhundert. Für die Arbeitsplätze der Zukunft brauchen die Menschen ein komplett neues Rüstzeug. Die Unternehmen, die in verschiedenen Branchensegmenten von der Spieleentwicklung bis zum Transportwesen agieren, suchen nach Kandidaten mit Kompetenzen in Bereichen wie KI und maschinelles Lernen, Softwareentwicklung, ESG, Data Science und Cloud Computing. Auf der anderen Seite verfügen viele Arbeitssuchende nicht über die nötige Erfahrung, um neue Arbeitsweisen umzusetzen.
Damit Unternehmen mit der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt Schritt halten können, suchen sie nach Mitarbeitenden, die entsprechende digitale Kompetenzen mitbringen. 93 % der Unternehmen geben an, dass die Weiterbildung ihrer derzeitigen Belegschaft wichtig ist. Die Hälfte der Befragten gab an, ihre Mitarbeitenden direkt am Arbeitsplatz schulen zu wollen. Zum Glück ist die jüngere Generation digital versiert und findet sich schnell mit neuen Tools und Technologien zurecht. JJ Johnson ist Chief Operating Officer bei Viewrail – einem Unternehmen, das moderne Treppen- und Geländersysteme anbietet. Er weiß, dass es um eine Strategie gehen muss, bei der alle gewinnen: „Wir führen die Automatisierung nicht ein, um den Menschen zu ersetzen. Wir führen die Automatisierung ein, um die Funktion zu übernehmen. Auf diese Weise können wir für den Menschen für eine höher qualifizierte Aufgabe einsetzen“.
Nachhaltigkeit wird zur zentralen Unternehmensstrategie
Nachhaltigkeit ist ein Thema, dem Unternehmen heute nicht länger ausweichen können. Neben den ständig zunehmenden gesetzlichen Nachhaltigkeitsvorgaben fordern auch die Mitarbeitenden, Auftraggebenden und Kunden zukunftsfähige Geschäftspraktiken und Produkte. 82 % der für die Studie State of Design & Make Befragten gaben an, dass der größte Antrieb zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele durch die Kundenerwartungen entsteht. Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass die meisten Führungskräfte Nachhaltigkeit für eine kluge Geschäftsstrategie halten, die einen großen Nutzen bringt, wenngleich nur 17 % tatsächlich stolz auf die Nachhaltigkeitsinitiativen ihres Unternehmens blicken.
Wenn es um die Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen geht, konzentrieren sich die Menschen oft auf populäre Strategien und nicht immer auf die wirksamsten Maßnahmen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist die Hauptquelle für Kohlenstoffemissionen. Erst in den nächsten 20 bis 30 Jahren wird sich die Energieerzeugung in erheblichem Maße auf erneuerbare Quellen verlagern. Daher müssen die Unternehmensführungen die Energieerzeugung in ihren Unternehmen unter die Lupe nehmen und nach Wegen suchen, weniger oder gar keine Treibhausgase auszustoßen.
Zu diesem Zweck können digitale Prozesse in Cloud-Ökosystemen effektive Werkzeuge darstellen. Das Tool EC3 calculator kann beispielsweise dabei helfen, den in Baumaterialien gebundenen Kohlenstoff zu bestimmen, um Nachhaltigkeitsziele für die Planungen und Produkte zu erreichen.
Besonders ermutigend ist, dass 94 % aller befragten Unternehmen branchenübergreifend angaben, dass ihr Unternehmen in den nächsten Jahren voraussichtlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Veränderungen vornehmen werde.
- Fertigungsunternehmen wollen neue Entwurfsprinzipien anwenden und KI nutzen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen
- Die AECO-Branche setzt auf erneuerbare Energien und investiert in energieeffiziente Maschinen
- Medien- und Unterhaltungsunternehmen scheinen auf den ersten Blick keine Energiefresser zu sein, doch die nötige Rechenleistung ist nicht zu unterschätzen. Jeremy Smith, Chief Technology Officer der VFX-Firma Jellyfish Pictures erklärt zu den Nachhaltigkeitszielen seines Unternehmens: „Wir achten darauf, dass unsere Arbeitsabläufe maximal optimiert werden, um keine Rechenzyklen zu verschwenden“
Unter den Führungskräften hat sich ein echter Paradigmenwechsel vollzogen – von „Wir machen es, weil ‚Grün' gut ankommt“ zu „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Wert“. 90 % der im Rahmen des State of Design & Make Reports vertretenen Unternehmen geben an, dass sie strategische Schritte zur Steigerung ihrer Nachhaltigkeit unternommen haben.
Echte Veränderung fängt im Kleinen an – mit einem einzigen ersten Schritt auf einer langen Reise. Sie beginnt mit der Umstellung der grundlegenden Prozesse auf digitale Werkzeuge, und wenn Unternehmen diesen digitalen Reifegrad erreichen, können sie all diese wertvollen Daten nutzbar machen. Dann haben sie Einblicke, die ihnen bessere Entscheidungen ermöglichen und sie bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten.