Ein weiterer Vorteil der vernetzten BIM: Die digitale Zusammenarbeit ist Türöffner für die Virtuelle Realität (VR). Das mag zunächst verrückt klingen – die praktische Anwendung überzeugt jedoch sofort. Aktuell werden Entscheidungen und Veränderungen zu Prozessen per E-Mail kommuniziert. Stellen wir uns vor, wir könnten einem Bauarbeiter die jeweils erforderlichen Veränderungen auf der virtuellen Baustellenumgebung erläutern. Wir würden zusammen mit dem Bauarbeiter in die 3D-Umgebung eintauchen und dieselben Dinge sehen, statt die vorzunehmende Veränderung umständlich zu erklären oder eine E-Mail zu verfassen. Ich glaube, diese Art der immersiven VR-Erlebnisse wird sich schnell als Kommunikationsstandard durchsetzen, wenn man sie erst einmal getestet hat.
Die Technologie, die BIM völlig neu definieren und in ganz neue Zusammenhänge stellen wird, ist jedoch das Internet der Dinge (IoT). Mit ihm lässt sich das Leistungspotential von Baustellen erschließen. Unter heutigen Bedingungen kann es manchmal schwierig sein, die Beziehungen und Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Menschen, Geräten und Materialien zu überblicken, die – teils auf der Baustelle selbst, teils an anderen Standorten – an einem Bauprojekt beteiligt sind, geschweige denn zu beurteilen, wie effizient sie jeweils sind.
Sind Baustellen erst einmal mit allen möglichen Sensoren ausgestattet sind, werden sie uns verraten, wo Menschen arbeiten, wie Maschinen eingesetzt werden und ob Baumaterialien schon geliefert oder verwendet wurden. Diese Informationen werden komplett erfasst und auf einem Dashboard in der Cloud zusammengefasst. Anschließend können die enormen Datenmengen analysiert werden und uns so aufzeigen, welche Prozesse optimal ablaufen – und welche nicht.
Sobald diese Technologie für eines, zehn, Hunderte oder Tausende Projekte eingesetzt wird, können die Beteiligten besser erfassen, warum manche Projekte erfolgreich verlaufen, während es bei anderen hapert. Und wenn wir noch weiter über den Tellerrand schauen, wird es sogar noch spannender. Etliche Unternehmen (z. B. Redpoint Positioning, Pillar Technologies und Human Condition Safety) nutzen Sensoren zur Erfassung von Informationen und zum Protokollieren menschlichen Verhaltens auf Baustellen.
Die Software Human Condition erkennt nicht nur, wie Menschen Lasten bewegen oder Leitern hochklettern, sondern kann auch analysieren, ob sie diese Tätigkeiten ordnungsgemäß ausführen. Mittels der erfassten Daten kann die Software tatsächlich die Wahrscheinlichkeit ermitteln, dass sich Arbeiter zukünftig verletzen. Dafür berücksichtigt das Programm, ob sie sich zu häufig zu stark oder auf falsche Art und Weise beugen. Wenn man auch diese Technologie wieder mit Zehntausenden Bauarbeitern auf der ganzen Welt einsetzt, lassen sich Verletzungen von vornherein vermeiden.
Haben wir uns erst einmal klargemacht, wie sich diese Vernetzung auf jeden Aspekt einer Baustelle auswirkt – sie ermöglicht Verbesserungen bei Effizienz, Sicherheit und Kosten –, dann stellt sich die Frage gar nicht mehr, ob die Branche diese Richtung einschlagen wird, sondern nur noch, wie schnell ihr die Umsetzung gelingt.