Wie DEI-Fortbildungen diverse Teams fördern

Diese drei von der Autodesk Foundation geförderten Organisationen sorgen mit DEI-Fortbildungen für mehr Diversität unter den US-amerikanischen Nachwuchskräften.


Kurse wie die von Stacks+Joules in den Bereichen Gebäudeautomation und Energiemanagement tragen dazu bei, eine neue Generation von Fachkräften in einen Ansatz einzuarbeiten, der digitale Lösungen an erste Stelle stellt.

Credit: Stacks+Joules.

Auszubildende bei Stacks+Joules arbeiten mit Lichtmessgeräten.

Jen Ciraldo

27. Mai 2025

Min. Lesedauer
  • Angesichts des drohenden Arbeitskräftemangels und des zunehmenden Einsatzes neuer Technologien befinden sich Planungs- und Fertigungssektoren an einem Scheideweg

  • Überall in den USA entstehen Organisationen mit dem Schwerpunkt, Menschen einen zukunftsorientierten Ansatz beizubringen, der digitale Lösungen an erste Stelle stellt 

  • DEI-Fortbildungen kommen nicht nur den Arbeitnehmenden zugute, sondern fördern auch mehr Diversität und Nachhaltigkeit in den Branchen, in die die neuen Fachkräfte eintreten

Während neue Technologien bessere Arbeitsmethoden und mehr Nachhaltigkeit in den Sektoren Planung und Fertigung ermöglichen, werden Unternehmen von einem grundlegenden Problem geplagt: einem Mangel an Arbeitskräften. Denn Fortschritte sind ohne Menschen unmöglich. In den USA arbeiten hinter den Kulissen mehrere Organisationen intensiv an der Ausbildung von Nachwuchskräften. Diese Einrichtungen setzen sich dafür ein, eine diversere Belegschaft fortzubilden und dafür zu sorgen, dass Branchen wie das Baugewerbe, die Fertigung und die Gebäudeautomation mit dem Wandel der Zeit Schritt halten.

Stacks+Joules fördert Nachwuchskräfte

Der 4. September 1882 war ein Wendepunkt im US-amerikanischen Gebäudebetrieb. An diesem Tag wurden in den ersten Gebäuden in New York City mit Stromlicht die Schalter umgelegt. Der Betrieb von Gebäuden macht heute 30 % des weltweiten Energieverbrauchs aus und ist für 27 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. In den nächsten 40 Jahren wird die weltweite Gebäudefläche voraussichtlich um 230 Milliarden Quadratmeter pro Monat wachsen.

Doch mit dem Aufkommen neuer Technologien und dem Internet der Dinge (IoT) können Gebäudesysteme – wie etwa HLK, Beleuchtung, Aufzüge, Sicherheit und Energiesteuerung – jetzt integriert und automatisiert werden, um den Energieverbrauch bedarfsgerecht zu gestalten. Ein für den Betrieb intelligenter Gebäude geschultes Personal kann dazu beitragen, die Effizienz zu steigern, Verschwendung zu vermeiden und die CO₂-Bilanz eines Gebäudes zu verbessern. Jedoch geht ein großer Teil der heutigen Arbeitskräfte in Rente, bevor die neue Generation von Fachkräften die erforderlichen Kompetenzen für das Zeitalter der Automatisierung erworben hat.

„Der Gebäudebetrieb erfolgt zunehmend über Tastaturen“, erklärt Mike Conway, Mitgründer (zusammen mit dem Technologen Jon Spooner) von Stacks+Joules, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in New York, die Nachwuchskräfte für den Einsatz im automatisierten Gebäudebetrieb ausbildet. „Wir fragen die Betriebsteams nach den neuen Kompetenzen oder Aufgaben, in welchen Bereichen sie Schwierigkeiten haben, kompetente Arbeitskräfte zu finden. Genau dort setzen wir uns ein.“

Stacks+Joules hat einen 14-wöchigen Lehrplan entwickelt, der Menschen mit dem grundlegenden Wissen ausstatten soll, die für den Einstieg in zukunftsfähige Unternehmen nötig sind. Dazu zählt die Vermittlung eines sogenannten Digital-First-Mindset – einen Ansatz, der digitale Lösungen in den Vordergrund stellt. Die Teilnehmenden erhalten branchenweit anerkannte Zertifizierung, Unterricht und Mentoring in den Bereichen Gebäudeoptimierung und Nachhaltigkeit. Ihre erste Aufgabe besteht darin, eine Lichtshow zu einem Lied ihrer Wahl zu programmieren. Danach erwerben sie Grundkenntnisse im Bereich HLK und schließlich in der Systemintegration. „Dabei werden mit Hilfe von Software Systemsimulationen erstellt, die dann direkt miteinander vernetzt werden und die Grundlage für die digitale Steuerung der Systeme bilden“, so Conway. „Nach einer Zusammenführung aller Systemen kann man mit der Leistungsoptimierung von intelligenten Gebäuden beginnen.“

Jazmin, eine Absolventin des Ausbildungsprogramms von Stacks+Joules am Henry Street Settlement, erklärt den Kältekreislauf in einem Wärmepumpensystem.
Die Absolvierenden des Ausbildungsprogramms von Stacks+Joules am Henry Street Settlement können ihre Fähigkeiten und Projekte bei Networking-Veranstaltungen mit potenziellen Arbeitgebern vorstellen. Credit: Henry Street Settlement.

Um mehr Diversität in der Gebäudeautomationsbranche zu fördern, setzt Stacks+Joules auf die Zusammenarbeit mit denjenigen Menschen, die in diesem Bereich oft übersehen werden. „Wir sehen unsere Aufgabe im weiteren Sinne darin, mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, eine Karriere zu machen, bei der Technologie für das Gemeinwohl eingesetzt wird“, sagt Conway. „Das erreichen wir durch die Fortbildung am Arbeitsplatz und die Vermittlung in gut bezahlte, zukunftsfähige Arbeitsplätze.“

Um Interessierte zu finden, ging Stacks+Joules eine Partnerschaft mit der gemeinnützigen Einrichtung Henry Street Settlement ein, die Chancen und Sozialleistungen für Einwohnende der New Yorker Lower East Side und benachbarter Stadtteile bereitstellt. „Diese wunderbare Organisation gibt es seit über 125 Jahren“, so Conway. „Heute versorgt sie über 50.000 Menschen aller Altersgruppen mit einem umfangreichen Unterstützungsangebot.“

Hier hörte Ahmed Elnabaway zum ersten Mal von dem Ausbildungsprogramm von Stacks+Joules. „Die Organisation Henry Street Settlement hat mich in vielfacher Hinsicht unterstützt“, erklärt Elnabaway. „Mein allererster Job war bei ihr. Dazu haben die Leute dort mir auch bei der Erstellung meines Lebenslaufs und bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche unterstützt.“ Mit 19  erzählte ihm sein Koordinator am Henry Street Settlement von Stacks+Joules. „Ich glaube, wenn ich mich nicht bei Stacks+Joules eingeschrieben hätte, wäre ich wahrscheinlich unschlüssig gewesen, welchen Beruf ich einschlagen wollte“, sagt er. „Ich hätte wahrscheinlich nicht so viel Interesse am Ingenieurwesen entdeckt.“

Jetzt arbeitet Elnabaway in der New Yorker Gebäudeautomationsbranche, wo er von seinem ursprünglichen Aufgabenbereich als Servicetechniker bereits zum Techniker für Inbetriebnahmen befördert wurde. Er fängt demnächst auch einen Studiengang an. „Es gibt mehrere Berufe, die ich gerne machen würde“, sagt er. „Langfristig möchte ich entweder Architekt, Maschinenbauingenieur, Elektroingenieur oder Software-Entwickler werden.“

In Zusammenarbeit mit der Autodesk Foundation will Stacks+Joules Auszubildenden helfen, mehr praktische Erfahrungen mit digitalen Zwillingen und Technologie zu sammeln. „Dieses Projekt mit der Autodesk Foundation steht in Zusammenhang mit unserem DAB-Labor – einer Initiative zur Förderung von Diversität und Gebäudeautomatik“, so der Mitgründer von Stacks+Joules. Wir haben ein Gebäude im Besitz von Henry Street Settlement entdeckt, dessen Systeme überhaupt nicht miteinander vernetzt sind. Im gesamten Gebäude gibt es nur einen Thermostat. Alle anderen Systeme werden einfach ein- oder ausgeschaltet.“  Kursteilnehmende modernisieren Gebäudesysteme und erstellen einen digitalen Zwilling, um zu lernen, wie man mit Live-Daten arbeitet.

Mit jedem weiteren Absolvierendenjahrgang sorgt Stacks+Joules für einen kontinuierlichen Strom an Fachkräften für die Gebäudeautomationsbranche – Menschen wie Elnabaway, dem es großen Spaß macht, Teil dieser Nachwuchskräfte zu sein und die Chancen zu nutzen, die sich ihm bieten. „Das ist ein großartiges Gefühl“, berichtet er. „Es ist sehr aufregend, und ich bin offen dafür, mehr zu lernen.“

JARC schafft Chancen mit CNC und Soft Skills

Eine Auszubildende lernt die Bedienung einer CNC-Maschine bei JARC.
Die Absolvierenden des CNC-Kurses von JARC Rhode Island können über das National Institute for Metalworking Skills (NIMS) branchenspezifische Qualifikationen erwerben. Credit: JARC Rhode Island.

In den kommenden Jahren werden voraussichtlich 3,4 Millionen neue Arbeitsplätze in der US-amerikanischen Fertigungsbranche entstehen. Davon werden 2 Millionen unbesetzt bleiben, weil es an Arbeitskräften mangelt, die in fortgeschrittener Fertigungstechnologie ausgebildet sind. Im US-Bundesstaat Rhode Island, wo 8,5 % der Arbeitsstellen in der Fertigungsbranche sind, handelt es sich bei vielen der 1.500 Hersteller um kleine Unternehmen, denen die Mittel für die Ausbildung von Nachwuchskräften fehlen.

„Das Problem ist, dass die heutigen Fachkräfte ihre Tätigkeit seit über 40 Jahren ausüben. Es gibt keinen Nachwuchs, der sie ersetzen kann, wenn sie in den Ruhestand gehen. Eine Nachfolgeplanung gab es nicht“, erklärt Allori Fernandes, Standortleiterin für die Jane Addams Resource Corporation (JARC) Rhode Island. Wie das Mutterunternehmen JARC Chicago setzt sich auch die Zweigstelle in Rhode Island für den Aufbau einer vielfältigen Fachkräftepipeline für die einheimische Fertigungsindustrie ein.

„Der Auftrag von JARC besteht nicht nur darin, Menschen berufliche Perspektiven zu bieten“, sagt Fernandes. „Wir sind auch eine vielfältige, integrative Organisation.“ JARC setzt auf die Schaffung von Möglichkeiten für Menschen, denen der Zugang dazu oft fehlt. „Diese Menschen suchen alternative Lernangebote – ein kurzes Ausbildungsprogramm als Sprungbrett für den Berufseinstieg“, führt sie fort. „Wir verwenden den Begriff ‚unterversorgte Gemeinschaften‘, um diejenigen Gruppen zu bezeichnen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts systemische Unterdrückung erfahren haben: People of Color, BIPoC-Gemeinschaften und Frauen. Eine Teilnehmerin z. B. ist eine alleinerziehende Mutter über 40, die sich beruflich umorientieren möchte. Ein anderer, der mitmacht, ist erst 18 Jahre alt und hat gerade seinen Schulabschluss gemacht. Er weiß noch nicht genau, in welchem Bereich er arbeiten möchte, ist aber handwerklich begabt und hat sich deshalb bei JARC beworben.“

JARC Rhode Island bietet sowohl einen Grundkurs für die Fertigung als auch einen 20-wöchigen CNC-Kurs jeweils kostenlos an. Die Organisation stellt finanzielle Unterstützung für Kinderbetreuung, Miete, Nebenkosten und Transport bereit, damit alle Interessierte die gleichen Chancen haben, an den Kursen teilzunehmen. Kursteilnehmende erhalten eine Zertifizierung des National Institute for Metalworking Skills (NIMS) und passende, gut bezahlte Arbeitsplätze vermittelt – alles dank der Partnerschaft zwischen JARC und Polaris MEP, einer gemeinnützigen Initiative zur Förderung der Fertigungsindustrie in Rhode Island.

JARC begleitet die Kursteilnehmenden auf jedem Schritt: „Das Besondere an JARC ist, dass wir nicht nur eine Berufsausbildung anbieten, sondern auch Lebenskompetenzen in Bezug auf finanzielle Mittel, Kostenplanung und Selbstvertrauen bei Vorstellungsgesprächen für Menschen, denen diese Erfahrung bisher fehlte“, so Fernandes. „Wir bieten all das und vermitteln auch die Fähigkeiten, die sie brauchen, um diese Arbeitsplätze zu behalten.“

Eine Person in Schutzausrüstung führt Schweißarbeiten durch.
Claudia, eine JARC-Absolventin, nutzt das Wissen, das sie im Rahmen der JARC-Fortbildung für Lebens- und Fachkompetenzen erworben hat. Credit: JARC Rhode Island.

„Wir lernen immer noch dazu und es gibt Lücken im Fertigungsbereich, was den Anteil von Frauen, von Women of Color und von People of Color in den Betrieben angeht“, erklärt Fernandes. „Wir fragen uns, wie wir Mythen – Frauen seien nicht gut in Mathe oder Frauen würden sich nicht für Naturwissenschaften interessieren – entkräften können. Und wir fragen uns, warum solche Narrative so hartnäckig bleiben. Unsere Erfolge sind bereits sichtbar, denn von den 11 Auszubildenden in unserem Programm sind fünf weiblich, und ihre Karrieren gehen richtig ab.“

Eine davon ist Claudia: „Diese Chance bei JARC gehabt zu haben, bedeutet mir alles“, sagt sie. Sie meldete sich bei JARC an, als sie dabei war, ihren beruflichen Weg zu finden. „Im Wesentlichen schauen wir uns die Entwürfe an, schreiben ein Programm dafür und bedienen die CNC-Maschine zunächst mit Wachs“, erklärt sie. „Auf dieser Weise sammelt man praktische Erfahrungen mit der Maschine, direkt nachdem man sein eigenes Programm geschrieben und tatsächlich ausgeführt hat. Bei JARC lernt man jedoch viel mehr als nur, wie man mit Geräten umgeht – freitags werden z. B. Soft Skills vermittelt, wie etwa die Berufsvorbereitung, den Umgang mit Geld sowie Präsentationskompetenzen.“ 

Der JARC-Lehrplan entwickelt sich mit dem Fertigungssektor weiter. Ihre Lehrkräfte lernen, mit Autodesk Fusion umzugehen, um andere auf den digitalen Wandel vorzubereiten, der derzeit in der Branche stattfindet. „Auch die additive Fertigung und die Robotertechnik wollen wir in unseren Lehrplan aufnehmen“, berichtet Fernandes. „Wir wünschen uns, dass unsere Absolventen Karriere machen, beruflich in der Fertigungsbranche aufsteigen und eines Tages eine Führungsrolle übernehmen können. Daneben wollen wir aber auch Diversität und Inklusion in der Fertigungsbranche fördern.“

Diese Wünsche gelten auch für Claudia, die zu den ersten Absolventen von JARC Rhode Island gehörte. Sie erwarb ihre NIMS-Zertifizierung und bekam einen Job bei Lavigne Manufacturing, einem Unternehmen, das sich der Automatisierung, der Robotertechnik und der kontinuierlichen Weiterbildung seiner Belegschaft widmet. „Ich freue mich darauf, eine Laufbahn einzuschlagen, in der ich mich weiterentwickeln kann und ständig Neues lerne“, berichtet sie.

Revolution Workshop fördert Diversität im Baugewerbe der Stadt Chicago

Auszubildende von Revolution Workshop transportieren Werkstoffe an der zweiten Ausbildungsstätte der Organisation in Pullman, einem Stadtteil von Chicago.
Auszubildende von Revolution Workshop sammeln praktische Erfahrungen im Baugewerbe. Credit: Jamie Kelter Davis, Revolution Workshop.

In Chicago sollen bis Ende 2026 die Anzahl der Arbeitsplätze im Baugewerbe um 7 % steigen. Allerdings besteht zwischen Arbeitskräftenachfrage und -angebot eine Lücke von 57 %. Dazu kommt, dass in dieser so vielfältigen Stadt die Arbeitskräfte im Baugewerbe nach wie vor überwiegend weiß und männlich sind. Die Chicagoer Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist zwar zu 17 % schwarz, aber schwarze Arbeitskräfte stellen nur 8 % der Fachleute im Bauwesen. Und obwohl der Anteil der Latinos im Baugewerbe zugenommen hat, handelt es sich in den meisten Fällen um eher schlechter bezahlte Positionen mit weniger Aufstiegschancen. Doch eine Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Narrativ in Zukunft umzuschreiben.

Revolution Workshopist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Chicago, die Berufsausbildungen im Baugewerbe, Karriere-Ressourcen und Lebenskompetenzen zur Unterstützung der Nachwuchskräfte anbietet. „Unser Auftrag besteht darin, Leuten aus unterversorgten Gemeinschaften, und zwar ganz konkret Menschen mit schwarzer und brauner Hautfarbe und Frauen den Einstieg ins Baugewerbe zu ermöglichen“, erklärt Manny Rodriguez, Gründer und Geschäftsführer von Revolution Workshop. „Ich bin mit einem ähnlichen Hintergrund aufgewachsen wie viele meiner Leute und habe selbst Hilfe von anderen Menschen bekommen. Während meines Studiums habe ich immer wieder auf dem Bau gearbeitet. Nach dem Abschluss habe ich mich dann für einen Beruf entschieden, in dem ich Menschen wirklich helfen kann.“

Rodriguez ging es vor allem darum, einen Raum zu schaffen, in dem er andere unterstützen kann. „Wir kennen die sozialen Missstände, die unsere unterversorgten Gemeinschaften überall in den USA und auch hier in Chicago belasten – wie etwa Gewalt und alle anderen Symptome der eigentlichen Ursache: Armut“, sagt der Geschäftsführer. „Meiner Meinung nach kann man diesen Teufelskreis in einer kapitalistischen Gesellschaft nur durchbrechen, wenn man wirtschaftliche Mobilität und Chancen ermöglicht. Und genau das bietet das Baugewerbe: Karrieren in dieser Branche unterstützen Familien.“

Revolution Workshop wurde im Oktober 2018 mit vier Mitarbeitern und 10 Auszubildenden gegründet. Heute betreut die Organisation jedes Jahr 200 Menschen an zwei verschiedenen Standorten in Chicago. Die gemeinnützige Initiative bietet zwei Kurse an: Auf der einen Seite gibt es eine 12-wöchige Vorlehre, die die praktischen Fähigkeiten für eine Tätigkeit als Zimmermann, Elektriker oder Bauarbeiter vermittelt. Auf der anderen Seite gibt es einen 14-wöchigen Lehrgang mit Schwerpunkt auf Projektmanagement und den Verwaltungsaspekten im Baugewerbe.

Vom Arbeiten mit Werkzeugen über Mathematik bis hin Konstruktionskenntnissen lernen die Teilnehmer im praktischen Kurs alle nötigen Fähigkeiten. „Sie bauen beispielsweise einen Unterboden, worauf sie dann Wände errichten“, erklärt Rodriguez. „Dann setzen sie ein Dach darauf und versehen ihm mit einer Dachschalung. Dazu werden die Elektrik und die Sanitäranlagen installiert.“ Ein dreiwöchiges Praktikum rundet den Kurs ab. „Dabei nehmen wir sie mit zu einem Gemeinschaftsprojekt – vielleicht muss etwas hier in der Werkstatt gebaut werden – und zahlen ihnen 15 US-Dollar [rund 13,50 Euro] pro Stunde“, berichtet der Geschäftsführer.

Der administrative Kurs ist durch die Power Up Academy entstanden. Diese Einrichtung wurde als gemeinschaftliches Pilotprojekt von Revolution Workshop und dem örtlichen Stromversorger ComEd initiiert. Der Kurs stellt eine Einleitung in die Bautechnik dar. „Zuerst vermitteln wir den Leuten die Grundlagen von [Autodesk] AutoCAD, und des Projektmanagements. Dann vermitteln wir sie an Ingenieurbüros, Generalunternehmer, Entwickler oder Architekturbüros in Einstiegspositionen. Mit diesen Unternehmen arbeiten wir zusammen, um interne Schulungsprogramme zu entwickeln. Es ist wie eine Ausbildung für Verwaltungsaspekte des Baugewerbes, die den Teilnehmenden eine Möglichkeit bietet, auch im Büro zu lernen und dabei Geld zu verdienen“, so Rodriguez weiter.

Ein Ausbilder von Revolution Workshops mit Kursteilnehmenden am Hauptstandort der Organisation in Chicago.
Die Organisation Revolution Workshop aus Chicago bietet Berufsausbildungen im Baugewerbe und Karriere-Ressourcen sowie Förderung von Lebenskompetenzen. Credit: Revolution Workshop.

Revolution Workshop versteht sich gleichzeitig als Einrichtung zur Entwicklung von Arbeitskräften und als Gemeinschaft. Die Organisation veranstaltet Stadtteilfeste und bietet Bildungsseminare zu Themen wie Unternehmertum oder Eigenheimkauf für Kursteilnehmende und Absolventen an. Ein zentrales Element des Programms ist die Vermittlung von für den Erfolg erforderlichen Lebenskompetenzen – unter anderem finanzieller Kompetenz, Führungskompetenz oder Beschäftigungsfähigkeit. Zu den umfassenden Kenntnissen, die die Kursteilnehmenden lernen, zählen Kommunikationsfähigkeiten, die Erstellung eines Budgets oder auch das Schreiben eines Lebenslaufs.

„Unserer Leute haben teilweise nie ein positives Vorbild gehabt — jemanden, der in einem traditionellen Sinne arbeiten geht und sich weiterentwickelt“, so Rodriguez. Über die Realitäten der Industrie informiere er die Kursteilnehmenden aber auch: „Es gibt eine Kultur im Baugewerbe, auf die ich sie vorbereiten muss. Ich unterstütze keine rassistischen oder sexistischen Unternehmenden und vermittle keine Auszubildenden an solche Personen. Trotzdem werden unsere Leute im Laufe ihres Berufslebens auf jeden Fall Rassismus oder Sexismus auf der Baustelle erleben.“

Nach Abschluss des Kurses treffen sich die Teilnehmenden mit Arbeitgebenden – darunter einige Absolventen von Revolution Workshop –, um einen Arbeitsplatz zu finden. Unterstützung bei diesem Schritt in die Arbeitswelt wird von Coaches für Arbeitssuchende geleistet. „Ob gewerkschaftlich organisiert oder nicht, ob Klempner, Elektriker, Tischler oder was auch immer: Die Wahl bleibt den Absolventen überlassen“, erklärt Rodriguez. „Ich gebe ihnen alle nötigen Infos. Ich bringe ihnen bei, wie man zuhört, während eine andere Person eine voreingenommene Meinung äußert, und wie sie dann selbst entscheiden, wie sie angemessen reagieren. Es geht um die Vermittlung der Fähigkeiten und der Mittel, selbstbestimmt zu handeln.“

Daisy Benitez ist seit drei Jahren im Baugewerbe tätig. Die Absolventin des Kurses von Revolution Workshop ist dankbar für die Unterstützung und Orientierung, die die Organisation angeboten hat: „Früher wollte ich Architektin werden“, erinnert sie sich. „Ich hatte Interesse daran, mit den Händen zu arbeiten. Die Begegnung mit Revolution Workshop hat mein Leben buchstäblich verändert.“

Die Organisation vermittelte für Benitez einen Arbeitgebenden, der ihr die Möglichkeit gab, am Bau von Krankenhäusern, Schulen, einem Kasino und der Barack Obama Presidential Library mitzuwirken. Benitez hat sich vor kurzem ein Haus gekauft. Und sie ist sich bewusst, dass sie dazu beiträgt, das Klischeebild des Bauarbeiters zu durchbrechen.

„Inzwischen sehe ich immer mehr Frauen im Baugewerbe, aber am Anfang war ich die einzige im Team. Eingeschüchtert fragte ich mich, ob die Teammitglieder denken, ich könnte das nicht, was sie können? Ich bin unheimlich stolz auf die Frauen, die da mitmachen. Ich habe gesehen, wie ältere Frauen Teams leiten, und hoffe, dass ich eines Tages selbst in dieser Position bin. Ich finde Revolution Workshop super. Die Organisation setzt sich wirklich ein, um Menschen zu helfen und Leben zu verändern“, so Benitez.

Mit jedem Absolventen fördert Revolution Workshop eine diversere und hochqualifizierte Belegschaft in der Stadt Chicago. Die Initiative setzt sich auch für Änderungen in der Gerechtigkeitspolitik für Arbeitskräfte ein. Durch ihr Angebot von Fortbildung und Technologie sorgt die Organisation für eine neue Definition einer erfolgreichen Karriere im Baugewerbe – besonders für Bevölkerungsgruppen, denen solche Möglichkeiten bisher verschlossen blieben. Vielleicht noch wichtiger ist, dass Revolution Workshop Zuversicht und Optimismus stiftet.

Mit der zunehmenden Digitalisierung wird im Baugewerbe, der Fertigungsbranche und im Gebäudebetrieb die Nachfrage nach Führungskräften mit zukunftsfähigen Kompetenzen weiter steigen. Stacks+Joules, JARC-RI und Revolution Workshop schaffen heute Zentren für lebenslanges Lernen, um Nachwuchskräften Fähigkeiten, Möglichkeiten und Unterstützung zu bieten, von denen sie und die Branchen, in denen sie tätig sind, langfristig profitieren können.

Jen Ciraldo

Zur Person: Jen Ciraldo

Jen Ciraldo ist freischaffende Autorin. Sie erstellt Inhalte für Zeitschriften, Filme, Unternehmen und Museen. Vom Bau feuerfester Häuser in Kalifornien bis hin zu Technologien, die die Kultur am Arbeitsplatz verbessern - ihre Arbeit beschäftigt sich mit Themen, die unser Leben besser machen.

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