m Gegensatz zu anderen kostspieligen Großprojekten stellt die Topografie des Slussen-Projekts eine ganz besondere Herausforderung dar, denn durch den Umbau des Geländes muss eine Vielzahl infrastruktureller Gegebenheiten auf engstem Raum unter Dach und Fach gebracht werden: Ein komplexes neuronales Geflecht aus Straßen, Bahntrassen, Kanälen, Rad- und Gehwegen sowie Brücken und Unterführungen fügt sich an das Axon der alten, zentralen Schleusenstruktur.
Darüber hinaus muss die neue Schleuse (schwedisch: Nya Slussen) allem standhalten können, was die Natur ihr entgegenwirft. Zwar sehen die städtischen Nachhaltigkeitsziele in Stockholm vor, dass der motorisierte Verkehr in der Region von derzeit rund 60.000 auf nur noch 20.000 Fahrten pro Tag reduziert wird, der Klimawandel macht sich jedoch auch in Schweden bemerkbar: Die zunehmend extremer werdenden Wetterereignisse führen zu immer häufigeren Überflutungen in der Umgebung des Mälarsees, immerhin Schwedens drittgrößter See. Dies stellt wiederum eine Bedrohung für die Kläranlage in Uppsala dar, daher sind weitgreifende Maßnahmen zur Wasserabführung durch die Schleuse ein dringend notwendiger Teil des Plans.
Zusätzlich muss die Arbeit von Hunderten Vertragspartnern und Subunternehmern koordiniert und kommuniziert werden, die gleichzeitig an den verschiedenen Komponenten der Großbaustelle arbeiten. In der Summe all dieser Faktoren entsteht ein Bauvorhaben von kolossaler Komplexität, das eigentlich keinen Spielraum für Fehler zulässt.
„Stockholm steht heute vor anderen Herausforderungen und dadurch haben sich auch die Zielsetzungen verändert“, bestätigt Gustav Jarlöv, der für White Arkitekter in Stockholm vor Ort ist. „Es ist nicht genug damit getan, die Kapazität für den Pendelverkehr zwischen den nördlichen und südlichen Bezirken der Stadt zu erhöhen. Vielmehr muss es darum gehen, dass unser neues Slussen-Quartier den Blick auf nachhaltige Stadtentwicklung fördert. Deshalb sorgen wir nicht nur für einen effizienteren Verkehrsfluss an diesem Nadelöhr, sondern entwickeln gleichzeitig einen für Besucher attraktiven Ort mit kulturellem Mehrwert.“
Jarlöv räumt ein, dass der große öffentliche Druck auf dieses Projekt der Umsetzung nicht gerade zuträglich ist: „Es ist nicht leicht, alle Beteiligten dazu zu bringen, an demselben Strang zu ziehen. Das ist bei Großprojekten grundsätzlich schwierig, aber zum Glück haben wir technologische Hilfsmittel, die uns bei diesen Herausforderungen unterstützen.“