Smart Buildings: Die Zukunft verspricht Nachhaltigkeit

IoT, maschinelles Lernen, Automation und BIM sorgen für datengestützte Entscheidungen und verhelfen Smart Buildings zu einer nachhaltigen Performance.

Rendering einer modernen Büroumgebung mit vielen Holzmaterialien, Smart Building Symbolbild

Delaney Rebernik

11. März 2025

Min. Lesedauer
  • Smart Buildings sind eine vielversprechende Antwort auf die gestiegenen Anforderungen der Gesetzgeber, Projektentwickler und Betreiber an die Umweltbilanzen von Bauprojekten  

  • Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen, Gebäuteautomation und Building Information Modelling (BIM) werden dabei durch eine Art „zentrales Nervensystem“ vernetzt, wobei riesige Informationsmengen analysiert und zur Optimierung der Gebäudeperformance genutzt werden können 

  • Abgesehen von ihrer Interoperabilität zeichnen sich Smart Buildings dadurch aus, dass die erfassten Informationen Erkenntnisse liefern, die sich in einen tatsächlichen Nutzen verwandeln lassen. Der nächste Schritt: immer intelligentere Ökosysteme aus Baustoffen, Baukonstruktionen, Städten und Wirtschaftssystemen, die das Leben für alle sicherer, gesünder und einfacher machen

Smart Buildings sind alles andere als eine Modeerscheinung. Der gezielte Einsatz intelligenter Gebäudetechnologien ist längst ein vielversprechender Wachstumsmarkt.  

Global betrachtet betrug dieser im vergangenen Jahr immerhin bereits 85 Milliarden Euro und wird in zehn Jahren voraussichtlich zwischen 240 und 535 Milliarden Euro schwer sein. Angetrieben wird diese Entwicklung von der wachsenden Dringlichkeit, die gebaute und die natürliche Welt wieder in Einklang zu bringen.  

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind Gebäude weltweit für etwa 30 % des Energieverbrauchs und ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich.  

Bei dieser verheerenden Bilanz ruhen große Hoffnungen auf dem Konzept der Smart Buildings, denn durch den Einsatz moderner Technologien lassen sich wichtige Elemente mit Einfluss auf die Gebäudeperformance vernetzen, analysieren und schließlich auch erheblich optimieren. So konnte anhand von Studien nachgewiesen werden, dass der Einsatz intelligenter Technologien den Energieverbrauch eines durchschnittlichen Bürogebäudes um 18 % senken kann und in manchen Fällen innerhalb von drei Jahren sogar Einsparungen von bis zu 70 % möglich sind.    

Den am Bau, Betrieb oder der Nutzung von Gebäuden Beteiligten ermöglichen diese Technologien am Ende niedrigere Kosten, effizientere und datengesteuerte Prozesse, mehr Zielstrebigkeit in puncto Klimaneutralität, eine höhere Zufriedenheit und gesündere Lebensbedingungen.  

Was macht ein Smart Building aus?

Ein Mann sitzt an einem Computer; auf dem Bildschirm ist ein Gebäudemodell zu sehen.
BIM-Modelle helfen bei der komplexen Aufgabe, das „zentrale Nervensystem“ intelligenter Gebäude zu gestalten.

Grundsätzlich ist das Konzept der Smart Buildings auf verschiedenste Gebäude in vielen Bereichen und Sektoren anwendbar, in denen sich Menschen aufhalten – von Flughäfen, Militärstützpunkten, Fertigungshallen oder Krankenhäusern bis hin zu Einkaufszentren, Stadien, Büro- und Wohnkomplexen. Laut dem Intelligent Building Institute der Vereinigten Staaten zeichnet sich ein Smart Building dadurch aus, dass es eine produktive, kosteneffiziente Umgebung schafft, indem es die vier grundlegenden Elemente des Betriebs und deren Wechselwirkungen untereinander optimiert: Baustrukturen, Systeme, Dienste und Management.  

Ziel ist es, die verschiedenen Gebäudefunktionen zu integrieren und bestmöglich aufeinander abzustimmen. Dies betrifft nicht nur die Heizungs- und Klimatechnik, die Strom- und Wasserversorgung oder die Aufzüge und andere gebäudetechnischen Systeme als solche, sondern auch das Verbrauchsverhalten der Nutzenden und deren Beziehung zur Umgebung. Um diese Aspekte zusammenzuführen, braucht es ein „zentrales Nervensystem“, an dem verschiedene moderne Technologien beteiligt sind, darunter das Internet der Dinge (IoT), maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz (KI), Datenanalysen und Building Information Modeling (BIM). Je komplexer und integrierter diese Systeme am Ende sind, desto intelligenter ist das Gebäude.  

Abgesehen von seiner Interoperabilität zeichnet sich ein Smart Building dadurch aus, dass die erfassten Informationen Erkenntnisse liefern, die sich in einen tatsächlichen Nutzen verwandeln lassen. Durch die Erfassung anonymisierter Daten, die mit Personen, Verhaltensmustern und gebäudetechnischen Systemen verknüpft sind, können aktuelle Nutzungsintensitäten und -verteilungen ermittelt oder Verbrauchsmuster von Versorgungsunternehmen nachverfolgt werden, wobei eine unmittelbare Reaktion auf diese Gegebenheiten in Echtzeit möglich ist. 

Wenn beispielsweise an einem heißen Sommernachmittag die Sonne vom Himmel brennt, dann könnte ein entsprechend vernetztes System die Rollläden und die Klimaanlage auf beiden Seiten eines Bürogebäudes so steuern, dass das Wohlbefinden gewährleistet bleibt und die Kosten der Klimatisierung minimiert werden. Ein solches System könnte weiterhin erkennen, wie viele Menschen sich gerade in bestimmten Räumen aufhalten, und auch diese Fakten in die Reaktionen einkalkulieren.  

Neben neuen Gebäuden werden auch Altbauten zunehmend mit intelligenter Technologie wie Sensoren, IoT-Geräten und Automatisierungssystemen nachgerüstet. Ein entscheidender Faktor bei der Dekarbonisierung ist dabei der Anspruch an moderne Gewerbeimmobilien, Nutzungsdauern von fünfzig Jahren oder mehr zu erreichen, bevor substanzielle Sanierungs- oder Ertüchtigungsmaßnahmen erforderlich werden. 

Im Rahmen der anschließenden Nachnutzung dieser Gebäude wird die vorhandene Gebäudeinfrastruktur umfassend beurteilt und die Systeme, die für die Datenerfassung, die Konnektivität und die Integration von Sensoren im gesamten Gebäude verantwortlich sind, werden entsprechend modernisiert. Um die Steuerung der verschiedenen Systeme zu zentralisieren, werden Gebäudeautomationssysteme (BAS) eingesetzt. Datenanalysen und KI sind prädestinierte Technologien, mit denen die gewonnenen Daten so aufbereitet werden können, dass die Energiebilanz oder proaktive Instandhaltungsmaßnahmen optimiert werden können.  

Die Vision derart vernetzter Gebäude entstand bereits vor Jahrzehnten. Tatsächlich geht das Konzept auf die frühen 1980er Jahre zurück. Damals wurde das Bürohochhaus Cityplace in Hartford im US-amerikanischen Bundesstaat Connecticut von seinen Entwicklern als „das erste intelligente Gebäude der Welt“ bezeichnet, weil es über ein Glasfasernetz verfügte, an das Funktionen wie Heizung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit, Brandschutz und Telekommunikation angeschlossen waren. Diese frühen Ansätze konzentrierten sich in erster Linie auf die technischen Möglichkeiten eines Gebäudes. Heute geht es zusätzlich immer mehr darum, menschliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. 

Technologien für Smart Buildings

Zwei Arbeiter mit Schutzhelmen betrachten einen Bildschirm mit Daten über den Gebäudebetrieb.
Zu den intelligenten Gebäudetechnologien gehören Automatisierungs- und Steuerungssysteme.

Zeitgemäße intelligente Gebäudetechnologien sind eine Mischung von Maßnahmen, die sich in verschiedene Kategorien einordnen lassen:  

  • Gebäudeautomation – Systeme zur automatischen Überwachung, Steuerung, Regelung von Gebäudefunktionen: Verschiedene gebäudetechnische Anlagen wie Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik und Beleuchtung oder Systeme zur Gewährleistung von Sicherheit und Zugangskontrolle werden in eine zentrale Automatisierungsplattform integriert, um die Performance zu optimieren und Ressourcenverschwendung zu reduzieren. 

  • BIM: Als ganzheitlicher Prozess zur Bereitstellung und Verarbeitung von Informationen für ein Bauwerk ermöglicht BIM Architekten und Ingenieuren die Erfassung von Bildern, die Erstellung von 3D-Modellen zur schnellen Erstellung und Analyse von Vorentwürfen und die effiziente Nutzung von Flächen unter Berücksichtigung geografischer oder finanzieller Aspekte. 

  • IoT-Anwendungen für Gebäude: Sensoren, die über das Internet miteinander „kommunizieren“, können im Gebäudebetrieb wertvolle Daten über eine Vielzahl von Aspekten liefern – von der Begehungsdichte und Auslastung bis hin zur Luftqualität, dem Klima und sogar der Virenlast in bestimmten Räumen. In vielen Fällen können diese Einstellungen manuell oder automatisch auf der Grundlage von Vorgaben oder Präferenzen angepasst werden.  

  • Big Data und Datenanalysen: Die von Sensoren, Messinstrumenten und anderen Geräten erfassten Daten werden anschließend analysiert, um Erkenntnisse über die Gebäudeperformance und das Nutzerverhalten zu gewinnen. So können potenzielle Verbesserungen in bestimmten Bereichen identifiziert und zielgerichtete Entscheidungen getroffen werden.  

  • KI und maschinelles Lernen: Algorithmen übersetzen Echtzeitdaten von IoT-Sensoren in verwertbare Erkenntnisse, die nicht nur zur Optimierung der Gebäudeperformance dienen, sondern auch Informationen für zukünftige Projekte liefern. Dank der jüngsten Fortschritte können intelligente Gebäude aus den gesammelten Daten lernen, verschiedene Nutzungsszenarien zu modellieren und Reaktionen zu generieren, mit denen das Nutzungserlebnis des Gebäudes kontinuierlich optimiert werden kann. 

Vorteile von Smart Buildings

Verschiedene Versionen eines Gebäudegrundrisses veranschaulichen den Einfluss von Entwurfsparametern.
Mithilfe von Technologien wie Generatives Design können Architekturbüros ihre frühen Entwürfe anhand einer Reihe von Parametern schnell optimieren.

Die zahlreichen und vielfältigen Vorteile von Smart Buildings lassen sich wie folgt zusammenfassen: 

Verbesserte Planung und Bauausführung 

Auch die Erfahrungen und Daten aus bereits existierenden Smart Buildings helfen den Baubeteiligten dabei, resilientere Gebäude zu errichten und die Instandhaltung im Betrieb langfristig weiter zu optimieren. Im Entwurfsprozess profitieren Architekten und Architektinnen, insbesondere vom Generativen Design. Die Technologie versetzt sie in der frühen Entwurfsphase in die Lage, anhand von Algorithmen und bestimmten Parametern verschiedene frühe Planungsansätze durchzuspielen und zu vergleichen.  

Energieeffizienz, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit 

Durch effizienzsteigernde Maßnahmen an HLK-Systemen optimierte Beleuchtungsanlagen und ein intelligentes Energiemanagement kann der Energieverbrauch von Gebäuden gesenkt werden. Zusätzlich legen konsequent ökologisch orientierte Planungskonzepte den Fokus auf einen optimalen Ressourceneinsatz und den Umstieg auf erneuerbare Energien, was die Umwelt- und Klimabilanz von Gebäuden deutlich verbessert.  

Schutz- und Sicherheitssysteme 

Moderne Sicherheitssysteme wie biometrische Zugangskontrollen, Überwachungssysteme, Brandmeldeanlagen und KI-Systeme zur Erkennung von Anomalien schützen Gebäude und die sich darin aufhaltenden Menschen vor potenziellen Bedrohungen.   

Kosteneinsparungen und ROI 

Die Steigerung der Energieeffizienz und die Automatisierung von Prozessen senken die Betriebs- und Instandhaltungskosten.   

Verbesserungen im Facility Management 

Die Analyse von Raumnutzungsdaten hilft bei der Optimierung der Raumaufteilung und der Nutzung von Räumen und Gebäuden.   

Optimierte Aufenthaltsqualität für mehr Wohlbefinden 

Personalisierte Einstellungen für Beleuchtung, Temperatur und andere Annehmlichkeiten sorgen für eine komfortable, produktive und gesunde Umgebung.   

Vorausschauende Wartung und Instandhaltung 

Die Echtzeitüberwachung der gebäudetechnischen Anlagen stellt sicher, dass potenzielle Probleme frühzeitig erkannt werden, sodass Ausfallzeiten und Reparaturkosten reduziert werden können.  

Das Zusammenspiel von Architektur, Fachplanungen, Bauausführung und Betrieb in Smart Buildings

Eine Büroeinrichtung mit vielen Zimmerpflanzen sorgt für eine natürlichere Umgebung.
Die Nachahmung der Natur durch Biomimikry trägt zur Steigerung der Energieeffizienz bei.

Laut einem Branchenbericht des Intelligent Buildings Council der Continental Automated Buildings Association (CABA) aus dem Jahr 2018 werden für intelligente Infrastrukturprojekte bisher übliche Ausschreibungs- und Baumanagementverfahren angepasst.  

Innerhalb dieses bereits vertrauten Rahmens für die Projektabwicklung können Technologien und Strategien für Smart Buildings neue Türen öffnen.  

Eine zeitgemäße smarte Architektur zeichnet sich beispielsweise dadurch aus, dass Sensoren Daten über eine Hotelkette oder verschiedene Bürostandorte sammeln, um bessere Informationen darüber zu liefern, wie neue Gebäude aussehen und funktionieren sollten. Derart smarte Planungen sorgen nicht nur für resilientere Bauten, sondern vereinfachen auch die Reparatur und den Austausch von Verschleißteilen oder alten mechanischen Komponenten. Allein durch datengestützte Entscheidungen kann der Energieverbrauch für die Heizung und Kühlung eines Gebäudes um 30 % bis 50 % gesenkt werden, beziffert der American Council for an Energy-Efficient Economy auf Seite 6 seines Berichts.  

Technologien wie Generatives Design können zur Vermeidung unnötiger Verschwendung beitragen und die Planer dabei unterstützen, neue Ansätze wie Biomimikry und Bionikzu verfolgen – ein Konzept, bei dem die Natur nachgeahmt wird, um mehr Energieeffizienz und Leistung zu erzielen.  

Diese Technologien und Erkenntnisse können auch die Bauausführung verbessern. So lassen sich die Kosten und die Aufführungszeiten für Gebäude durch den Einsatz moderner Bauverfahren wie Fertigbau- und Modularbauweisen verringern, bei denen werksseitig hergestellte Materialien und reproduzierbare Bauteile vor Ort montiert werden. 

Smart Buildings im modernen Facility Management

Ein Reinigungsteam arbeitet in einem hellen Bürogebäude.
Smart Buildings können das Reinigungspersonal benachrichtigen, wenn die Räume für den Service bereit sind.

Dank des 360-Grad-Rundumblicks, den Smart Buildings auf den Gebäudebetrieb bieten, können Gebäudemanager in zentralen Bereichen ihrer Arbeit proaktiver agieren:   

  • Energiemanagement Zuverlässige Analysen bieten Echtzeiteinblicke in den Energieverbrauch, Prognosen über zukünftige Trends und die Möglichkeit, entsprechende Ziele zu setzen.  

  • Vorbeugende Instandhaltung Sensoren melden stark frequentierte Gebäudebereiche oder potenzielle Probleme in Anlagen und Versorgungskabeln. So können Gebäudemanager präventive Wartungsarbeiten planen, störende Ausfälle vermeiden und die Lebensdauer wichtiger Anlagen verlängern. 

Wohlbefinden der Nutzer Intelligente Technologien können Gesundheit und Komfort fördern, indem sie die Luftqualität, die Beleuchtung und die Temperatur in Innenräumen optimieren und den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit geben, diese Umgebungsbedingungen individuell zu gestalten. Darüber hinaus verfügen Smart Buildings häufig über automatisierte Systeme für die Reservierung von Arbeitsplätzen und Besprechungsräumen, die die Möglichkeit von Doppelbuchungen ausschließen und auch das Reinigungspersonal darüber informieren, wann ein freigewordener Raum gereinigt werden kann. Auf dieselbe Weise können auch Catering-Teams informiert werden, wann und wo Speisen oder Getränke nachgefüllt werden müssen. Gebäudemanager derartiger Smart Buildings sparen dank dieser automatischen Prozesse viel Zeit, da sie die Abläufe nicht mehr selbst koordinieren müssen.  

Herausforderungen und Lösungen bei der Planung von Smart Buildings

Ein Mann mit einer Kapuze sitzt im Dunkeln vor mehreren Bildschirmen mit Programmcode.
Einige Fachleute befürchten ungewollte Sicherheitslücken durch KI.

So vielversprechend die Planung neuer Smart Buildings mit all den genannten Vorteilen auch sein mag – sie bringen natürlich auch einige Herausforderungen mit sich.  

IT-Sicherheit, Datenschutz und technische Spezifikationen 

Wo so viele Daten über Algorithmen verarbeitet werden, entstehen unweigerlich Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit und des Datenschutzes. Auch wenn die Datenerfassung in einem Gebäude anonym erfolgt, befürchten einige Fachleute unerwünschte Sicherheitslücken durch den Einsatz von KI. So könnte die KI beispielsweise unerwartete Muster zwischen Datensätzen finden und so die Identität von Personen aufdecken.  

Außerdem ist bekannt, dass smarte Technologien wie Gebäudeautomationssysteme und IoT-Geräte durchaus anfällig für Cyberangriffe sind. Einzelne Nutzer können solche Bedrohungen verschärfen, indem sie auf Malware reagieren, ein unsicheres Passwort verwenden oder wichtige Updates verpassen. 

Ein weiteres potenzielles Sicherheitsproblem im Zusammenhang mit dem Betrieb intelligenter Gebäudesysteme entsteht bei einer unzuverlässigen Breitband-Internetverbindung. Was geschieht mit den Sicherheitssystemen eines Gebäudes, wenn die Internetverbindung für eine Weile unterbrochen ist? Was passiert, wenn ein nahe gelegener Mobilfunkmast während eines Sturms umstürzt?  

In Bezug auf Modernisierungs- und Sanierungsprojekte weist der CABA Intelligent Buildings Council außerdem auf das Problem hin, dass neue und vorhandene Systeme oft nicht problemlos kompatibel sind und sich deshalb nicht immer ohne Einschränkungen zusammenführen lassen. 

Um sich gegen IT-Gefahren zu wappnen und personenbezogene Daten zu schützen, sollte das Facility Management mit Fachleuten zusammenarbeiten, um Sicherheitslücken in den Netzwerken zu schließen und das Personal in den besten Sicherheitsmaßnahmen zu schulen. Zu den Systemen mit erhöhtem Schutzbedarf zählt das Buildings Magazine, insbesondere Überwachungskameras, Zugangskontrollsysteme, intelligente Zähler und Tools zur Positionsbestimmung. Der Datenschutz sollte sich auf strenge Kontrollen der Erfassung, Verschlüsselung und Speicherung von Daten, sowie auf Einverständniserklärungen der Nutzer eines Gebäudes und auf Sicherheitsaudits von Dritten stützen.  

Rechtliche Rahmenbedingungen 

Es wird immer dringlicher, nachhaltige Lösungen in großem Maßstab umzusetzen. Nach dem Pariser Abkommen besteht ein Konsens darüber, dass die Weltwirtschaft bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen muss. Nicht zuletzt deshalb hat die US-Regierung gerade angekündigt, dass sie umgerechnet fast 80 Millionen Euro aus dem Inflation Reduction Act in intelligente Gebäudetechnologien für mehr als 500 öffentliche Gebäude investieren wird.  

Wenngleich solche Initiativen ermutigend sind, kann es ebenso herausfordernd sein, sich in dem ambitionierten, sich ständig weiterentwickelnden Vorschriftendschungel zurechtzufinden. Tatsächlich hinkt der Gebäudesektor laut Angaben der IEA auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 etwas hinterher, wenngleich China, Japan, die EU und die USA in letzter Zeit „bemerkenswerte“ Fortschritte bei der Dekarbonisierung gemacht haben. Intelligente Technologien können auch in diesem Bereich dazu beitragen, dass Eigentümer, Betreiber und Projektentwickler die strengen Energieeinsparungsziele umsetzen und einhalten können.  

Änderungsmanagement 

Der Intelligent Building Council der CABA weist darauf hin, dass Bauherren bei der Erstausstattung oder Nachrüstung ihrer Gebäude mit intelligenten Gebäudetechnologien mitunter zögerlich sind, da sie die damit verbundenen Investitionskosten scheuen.  

Diese Zurückhaltung könne darin begründet sein, dass die Vorteile der Technologien nicht ausreichend verstanden werden, sodass die Kosten-Nutzen-Analyse schwerfällt. Ebenso können die Nutzerinnen und Nutzer eines Gebäudes und Projektbeteiligte abgeschreckt werden, wenn sie auf eine neue Technologie stoßen, die ihnen unbekannt ist und ihnen daher unnahbar erscheint. 

Der erfolgreiche Einsatz intelligenter Technologien und die damit verbundenen Strategien und ihr Nutzen sind insofern auch abhängig davon, ob auf Seiten aller Beteiligten und der Nutzenden ausreichende Kenntnisse vorhanden sind. Der Council kommt auf Seite 52 seines Berichts zu dem Schluss, dass „sich spürbare Vorteile besser erzielen lassen, wenn die Technologien in der Praxis offen angenommen werden“. 

Besonderheiten bei der Planung und Umsetzung von Smart Buildings

Eine Rendergrafik zeigt die Außenansicht eines intelligenten Gebäudes in Irland.
Eine Rendergrafik zeigt die Außenansicht eines intelligenten Gebäudes in Irland. Credit: Kingspan.

Smart Buildings sind weltweit in aller Munde. Dafür sorgen nicht zuletzt wahre Ikonen der futuristischen Architektur wie das Bürogebäude The Edge in Amsterdam. Neben anderen Unternehmen beherbergt das vielleicht intelligenteste Gebäude der Welt auch eine Niederlassung des Consulting-Giganten Deloitte.  

The Edge ist mit einem Netzwerk von mehr als 28.000 Sensoren ausgestattet, die jeden Aspekt des Gebäudebetriebs überwachen – von der Buchung von Konferenzräumen bis zur Einstellung von Licht und Temperatur an den Arbeitsplätzen. Das System ist äußerst effizient und reaktionsfähig. Es lernt ständig dazu und diagnostiziert und korrigiert sich auf der Grundlage von Feedback der Mitarbeitenden über die Nutzung und Performance selbst. Insgesamt verbraucht The Edge 70 % weniger Strom als ein durchschnittliches Bürogebäude und hat mit einem Erfüllungsgrad von 98,36 % die höchste jemals vergebene Bewertung im Rahmen der BREEAM-Nachhaltigkeitszertifizierung erhalten.

Ein weiteres Vorzeigeprojekt für die Anwendung intelligenter Gebäudetechnologien ist auch das vom Baustoffhersteller Kingspan errichtete IKON Global Innovation Centre. Das in der irischen Grafschaft Cavan zwischen Seen und Flüssen eingebettete Bürogebäude verbindet aktuelle Best Practices für die Planung, den Bau und die Technologien von Smart Buildings mit zukünftigen Ambitionen für einen nachhaltigen, sich selbst verwaltenden Arbeitsbereich. 

Anhand der zahlreichen Sensoren im Gebäude können die Techniker von Kingspan den Energieverbrauch und die Effizienz verschiedener Konzepte für die natürliche Beleuchtung, die Speicherung und Ableitung von Regenwasser, die Solarmodule und andere nachhaltige Technologien genau messen und analysieren. 

Die Baustoffe für das IKON bestehen unter anderem aus recycelten Plastikflaschen, während die Eignung der Materialien zuvor anhand umfangreicher Energiemodellierungen bestätigt wurde. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert, die genug Strom erzeugt, um 35 % des Energiebedarfs des Gebäudes zu decken, auf dem Parkplatz stehen Ladestationen für Elektroautos zur Verfügung und die Sanitäranlagen des Gebäudes werden mit Regenwasser betrieben.  

Das IKON wird aufgrund seiner vorbildhaften Nutzung von Daten, Baustoffen und Technologien wie Autodesk Platform Services für viele Jahre als Vorbild und Innovationstreiber dienen. Auch hat das Unternehmen angekündigt, in seinen Produktionsstätten jährlich zwischen 300 und 400 Millionen Plastikflaschen recyceln zu wollen. 

Die Zukunft von Smart Buildings

Eine Frau steht am Fenster eines Büros und hält ein mobiles Endgerät in der Hand.
Intelligentes Glas kann Blendung und unerwünschte Sonneneinstrahlung verhindern und macht Jalousien überflüssig.

Angesichts der rasanten technischen Entwicklung rechnen Fachleute damit, dass sich Smart Buildings in den nächsten Jahren zu immer intelligenteren Ökosystemen entwickeln werden. Weiterentwicklungen werden insbesondere in den folgenden Bereichen erwartet:  

Verbesserte Autonomie 

Während viele Smart Buildings noch auf Menschen angewiesen sind, um die von ihnen gewonnenen Informationen zu nutzen, können autonome Gebäude einen Großteil der Arbeit selbst erledigen. Sie werden dann in der Lage sein, selbst über die Verschattungseinstellungen zu entscheiden oder Arbeitsaufträge auszulösen. „Ich rechne fest damit, dass sich die Einführung autonomer Gebäudetechnologien in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts wirklich beschleunigen wird“, so ein führender Gebäudetechniker gegenüber GlobeSt.

Innovative smarte Baustoffe 

Bereits heute kommen immer häufiger Baustoffe zum Einsatz, die sich an Veränderungen der Umweltbedingungen anpassen. Zu den bereits verfügbaren Lösungen zählen intelligente Betone, die in der Lage sind, Schäden durch Wasser, Wind oder sonstige Beanspruchungen selbst zu heilen. Möglich wird dies durch im Beton ruhende Bakterien, die Kalkstein aufbauen und so Risse wieder verfüllen können. Intelligentes Glas, auch Smart Glass oder schaltbares Glas genannt, kann dagegen eine Blendung und unerwünschte Sonneneinstrahlung verhindern und macht Jalousien überflüssig. Dadurch sorgt das innovative Material auf eine elegante und bequeme Weise für mehr Komfort in den Räumen.  

Integration mit Smart Cities 

Marktanalysten wie Precedence Research sehen, dass sich Smart Buildings und Smart Cities gegenseitig in ihrem Wachstum antreiben. Das bedeutet, dass Quartiere, Stadtteile und ganze Städte potenziell auf eine riesige Menge an Instrumenten und Daten zurückgreifen können, um städtebauliche Aspekte wie die Begehbarkeit, Nachhaltigkeit, Resilienz und den Ressourcenverbrauch zu verbessern, während sie wachsen und sich verändern. Dies gilt umso mehr, als dass ein wertvoller Teil dieses Datenaustausches direkt zwischen den Smart Buildings und der Smart City erfolgen kann.  

Kreislaufwirtschaft 

Smart Buildings wie das IKON können auch dazu beitragen, dass sich das Bauwesen zur Kreislaufwirtschaft entwickelt. Steht beispielsweise eine Entkernung oder Sanierung an, wissen die beteiligten Unternehmen anhand der umfänglichen und detaillierten Gebäudedaten frühzeitig, wo welche Baustoffe und Bauteile im Gebäude genau anzutreffen sind. Dies erleichtert die Wiederverwertung von Baustoffen, schont Ressourcen und spart Deponie- und Entsorgungskosten. „Das IKON eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten, wie wir Daten nutzen können“, unterstreicht Mike Stenson, Leiter der Innovationsabteilung von Kingspan. „Da werden wir noch viel mehr erreichen.“

Klar ist, dass die zunehmende Integration smarter Technologien in Gebäude ein nie dagewesenes Potenzial für die Schaffung von nachhaltigen, effizienten und anpassungsfähigen Umgebungen bietet. Diese Fortschritte tragen nicht nur zur Senkung des Energieverbrauchs und der Betriebskosten bei, sondern schaffen auch die Voraussetzungen für eine neue Ära intelligenter Infrastrukturen, die in Echtzeit auf die Bedürfnisse der Nutzer und die Umgebungsbedingungen reagieren. Die Smart Buildings der Zukunft werden nahtlos mit übergeordneten Smart-City-Initiativen verschmelzen und zu einer resilienteren und kreislauforientierten Wirtschaft beitragen. Die Weiterentwicklung dieser Technologien wird die Planung, den Bau und die Nutzung von Gebäuden neu prägen und die Welt ein großes Stück nachhaltiger machen.

Delaney Rebernik

Zur Person: Delaney Rebernik

Als Autorin, Lektorin und Kommunikationsstrategin hilft Delaney Rebernik Organisationen dabei, ihre ehrgeizigen Ziele umzusetzen. Sie lebt mit ihrem Ehemann Todd und ihrem Hund Spud, der nach ihrem Lieblingsessen benannt ist, im New Yorker Stadtteil Brooklyn.

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