Für Laurent Pulce, CIO beim Wasseraufbereitungsunternehmen Veolia Water Technologies, veränderte sich alles mit der Verschiebung seiner Aufgaben aus dem reinen Investitionssegment hin zum Tagesgeschäft.
„Als ich anfing, galt die IT noch als Investitionsposten und fiel somit in den Zuständigkeitsbereich des Finanzressorts. Von dort führte der Weg jedoch Schritt für Schritt hin zum operativen Bereich, sodass ich nun direkt der Geschäftsführung unterstehe und folglich mit meiner Stimme als Vertreter der IT-Abteilung ganz oben Gehör finde.“
20 Jahre lang hat Pulce hautnah miterlebt, wie die zunächst unscheinbare Position des IT-Leiters stetig weiter in den Vordergrund gerückt ist. Auch wenn Cloud-Technologien ein großer Sprung vorwärts waren, war der entscheidende Faktor in seinen Augen die Möglichkeit, sich von Modellen mit lokalem Installationsbedarf abzuwenden und auf digitale Absatzkonzepte mit bedarfsgemäßer Inanspruchnahme umzusteigen.
„Früher nutzten unsere Kunden ein sehr leistungsfähiges, aber auch hochkomplexes System, das aufwändig an jedem Standort separat installiert und gesichert werden musste. Das brachte erhebliche Anfangsinvestitionen mit sich. Mit der schrittweisen Verlagerung der einzelnen Komponenten in die Cloud gelang es jedoch, den Endanwendern ohne Funktionseinbußen ‚Pay As You Go‘-Optionen sowie Testversionen anzubieten, während das Unternehmen selbst die Bereitstellungskosten flexibler an die tatsächlichen Einnahmen anpassen konnte. Wir mussten im Prinzip nur noch für die Cloud-Kapazitäten aufkommen, die wir auch wirklich in Anspruch nahmen“, schildert Pulce
Software-as-a-Service brachte auch Vorteile in puncto Nachhaltigkeit mit sich: Früher betrieb Veolia weltweit mehrere Tausend Server mit oftmals gerade einmal 25 % Auslastung – ein für ein umweltbewusstes Unternehmen untragbarer Zustand. „Mit der Cloud konnten wir unseren Energieverbrauch senken und in der Folge auch unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern“, so Pulce. Dabei zeigte sich, dass Nachhaltigkeit nur funktioniert, wenn alle Abteilungen an einem Strang ziehen. Heute sind Umweltfaktoren elementarer Bestandteil aller IT-Entscheidungen: „So weiß jeder von uns, was er mit seinem Beitrag bewirkt.“
In welchem Ausmaß Innovationen die Rolle von IT-Leitenden verändert haben, spiegelt sich auch in einer neuen Analyse von McKinsey wider. Der von den Verfassern geprägte Begriff des „Transformative CIO“ beschreibt IT-Leitende, die durch innovative, unternehmensfördernde Initiativen den Unternehmenserfolg vorantreiben. Dabei geht es um weitaus mehr als nur darum, sich mit der Geschäftsführung auszutauschen oder bei Strategie-Meetings anwesend zu sein. Es geht darum, sich intensiv einzuarbeiten, die Prioritäten und Ziele der einzelnen Abteilungen zu ermitteln sowie sich sowohl für Mitarbeitende als auch deren Vorgesetzte Zeit zu nehmen und genau in Erfahrung zu bringen, was auf den verschiedenen Ebenen des Unternehmens vor sich geht.
Prakash Kota, IT-Leiter (CIO) bei Autodesk, sieht als unverzichtbare Aspekte des Lernprozesses die Datenerfassung und -analyse, denn Betriebsmodelle, Methoden und Prozesse unterliegen einem rasanten Wandel. Solange sich dieser vollzieht, müssen CIOs Informationen zum allgemeinen internen Stimmungsbild bereitstellen können.
„Wir können der Geschäftsführung Empfehlungen an die Hand geben und sie wissen lassen, was wir in Erfahrung bringen. Wie arbeiten die Teams, deren Ergebnisse sich positiv auswirken? Und wie erreichen wir die Teams, in denen eine negative Stimmung herrscht?“