Die Corona-Pandemie stellt eine außerordentliche Herausforderung dar, die allen Betroffenen außerordentliche Anstrengungen abverlangt. Lange nachdem sich der Staub endlich wieder gelegt hat, können Planer und Bauunternehmer von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren und auf zukünftige Krisensituationen – von alltäglichen Baudilemmas bis hin zu internationalen Notfällen – noch schneller und effizienter reagieren.
In Wuhan hat die erfolgreiche Fertigstellung der Krankenhäuser Huoshenshan und Leishenshan den Wert von Technologie für Bauprojekte erst richtig ins Rampenlicht gerückt. „Die Technologie ist König“, ist Yewen Wu von CSCEC-3 überzeugt. „Die Techniker verbessern den Bauplan während der laufenden Arbeiten ständig weiter, und die Ausführung muss unter Einhaltung der jeweiligen Projektziele so weit wie möglich vereinfacht werden.“
Vereinfachung bedeutet mehr Effizienz, weiß Hu und schwärmt von den Vorteilen der Gebäudedatenmodellierung: „Das Arbeiten mit BIM zur Bereitstellung einer Plattform für den Datenaustausch zwischen Bauherren, General- und Subunternehmern, Bautrupps und anderen Projektbeteiligten vereinfacht die Kommunikation, sorgt für eine engere Zusammenarbeit und ermöglicht eine effizientere Projektabwicklung.“
Bei CSADI nimmt man aus den Erfahrungen bei der Planung des Leishenshan-Krankenhauses vor allem die Erkenntnis mit, wie gut die Zusammenarbeit in der Cloud funktioniert. „Bislang hat sich die virtuelle Zusammenarbeit in China noch nicht in großem Umfang durchgesetzt“, meint Songmin Zhang. „Im Notfall steht kein effizienter Koordinationsmechanismus bereit. Im Zuge dieses Projekts wurden vielen Beteiligten die Vorteile der Cloud zunehmend deutlich, insbesondere die Möglichkeiten zum standortfernen Arbeiten und zur Kommunikation per Videokonferenz. Aufgrund dieser Erfahrung ist CSADI nun dabei, eine Private-Cloud-Infrastruktur zur Zusammenarbeit zwischen Unternehmen einzurichten.“
Auch bei CEMEX ist man vom Wert der technologiegestützten Zusammenarbeit überzeugt und erhofft sich Effizienzgewinne bei zukünftigen Projekten durch die engere Abstimmung zwischen Bauunternehmen und Auftraggebern. „Es ist sehr hilfreich, dass der Auftraggeber ein Bauvorhaben virtuell begehen und Empfehlungen und Vorschläge machen kann“, so Eileen Hernández, die für Geschäftsbereichsentwicklung und Kundenakquise zuständig ist. „Wenn der Auftraggeber von Anfang an in das Projekt einbezogen wird, entspricht das Endergebnis am ehesten den Erwartungen.“
Mit technologischen Wunderwerkzeugen ist es jedoch nicht getan. Laut Kesterton sind gute Arbeitsbeziehungen eine unabdingbare Voraussetzung dafür, die Planung und Ausführung von Bauprojekten zu beschleunigen und die Zusammenarbeit zu stärken. Die erfolgreiche Fertigstellung des NHS Nightingale Hospital Birmingham schreibt er vor allem seinem guten Verhältnis zu Mitarbeitern, Subunternehmern und dem Auftraggeber zu: „Wenn man sich die Mühe macht, die Beteiligten persönlich kennenzulernen, sind sie eher bereit, konstruktiv zur Lösung auftretender Schwierigkeiten beizutragen.“
Genau darin besteht womöglich die wichtigste Lehre überhaupt: Gute Zusammenarbeit versetzt Berge. „Meine größte Lernerfahrung ist, wie viel man erreichen kann, wenn man es erreichen muss“, resümiert Kesterton. „Wenn man mir vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass wir innerhalb von drei bis vier Wochen Intensivstationen mit 1.200 Betten im Wert von 30 Millionen Pfund installieren würden, hätte ich das für schlichtweg unmöglich gehalten. Aber wenn man eine derart hohe Arbeitsleistung tatsächlich erreicht, wird einem klar, wie viel sich schaffen lässt, wenn alle mit vereinten Kräften auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.“