Wie ist Ihnen der Übergang von Objekten zu Wohneinrichtungen und Innenarchitektur gelungen?
Meinen ersten echten Durchbruch verdanke ich Stephen Starr, einem bekannten Gastronomen aus Philadelphia. Er bot mir 1999 an, das Restaurant Morimoto in Philadelphia zu entwerfen. Ich hatte bis dahin noch nie mit Innenarchitektur gearbeitet und begriff es als Riesenchance. Ich war sogar ziemlich nervös dabei. Sonst hatte ich nur Objekte entworfen, die die Körpergröße eines Menschen nicht überschritten – und auf einmal hatte ich einen riesigen Raum vor mir. Aber ich machte den Raum menschlich, indem ich die richtige Beleuchtung, eine ideale Tischverteilung, gemütliche Stühle, Elemente aus Bambus und Seitenwände mit 3D-Ornamenten verwendete. Dabei orientierte ich mich an Isamu Noguchi und seinem organischen Design aus den 1940er-Jahren. Dann sagte mir jemand, ich könnte doch die Inneneinrichtung für das Hotel Semiramis in Athen übernehmen. So kam ich nach und nach an neue Projekte, mittlerweile 200 bis 300 Inneneinrichtungen, sechs oder sieben Gebäude – und es macht mir riesigen Spaß.
Wie häufig arbeiten Sie mit digitaler Design-Software?
AutoCAD 3D verwenden wir jeden Tag und darüber hinaus auch andere Programme zur Visualisierung. Ich habe mich auf das digitale Zeitalter vorbereitet, als ich mir 1985 einen Macintosh IIci zugelegt habe. Ich ahnte, dass sich die Welt massiv verändern würde, besonders im Hinblick auf unsere Möglichkeiten und Kreativität. Vor 20 Jahren habe ich für eine Maschine zur schnellen Prototypenentwicklung fast eine Million Dollar ausgegeben. Das war nicht wenig für mich und ein bisschen habe ich es auch bereut. Aber die nächste Maschine war schon doppelt so schnell und dann bin ich einfach dabeigeblieben. Jetzt entwerfe ich Gegenstände, die ich nicht einmal selbst zeichnen könnte. Um meine Idee aus meinem Kopf in die Wirklichkeit zu transportieren, brauche ich Software-Anwendungen wie die von Autodesk.
Warum halten Sie Nostalgie für gefährlich?
Wenn wir nur versuchen, die Vergangenheit zu kopieren, ist das kein Design im eigentlichen Sinne mehr, sondern Appropriation. Wenn man bestehende Muster abkupfert, kann nichts Originäres, Großes und Neues daraus entstehen. Außerdem haben sich die Werkstoffe und Produktionsbedingungen verändert. Wenn ich heute ein Handy entwerfe, hat das nichts mehr mit der Technologie aus früheren Zeiten zu tun. Zum Beispiel muss der Mikrochip auf dem neuesten Stand sein. Oder wenn ich ein Fahrrad aus Carbonfaser konstruiere, wird das nicht aussehen wie in den 1920er-Jahren. Wenn man ein Haus immer nur genauso baut wie die Nachbarhäuser, mit ganz vielen kleinen Fenstern, kann man sich die Vorteile von Solarzellen zur Einsparung von Energie nicht zunutze machen. Wir müssen Ideen aus der heutigen Zeit heraus entwickeln, um die Zukunft in 100 Jahren sinnvoll zu gestalten.