CIMC: Dieses chinesische Unternehmen schlägt in der maritimen Logistikbranche Wellen
- In Sachen digitale Transformation hinkt die maritime Logistik- und Transportbranche der Zeit hinterher
- Unternehmen wie CIMC setzen sich für den Einsatz innovativer Technologien und zirkulärer Geschäftsmodelle in der Branche ein
- Mithilfe von Generativem Design konnte CIMC kürzere Iterations- und Lieferzeiten erzielen und so seine Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern
Die internationale maritime Logistik- und Transportbranche blickt auf eine bewegte, mehr als fünf Jahrhunderte umfassende Geschichte zurück. Mit Christoph Kolumbus’ transatlantischen Reisen im späten 15. Jahrhundert begann das Zeitalter der Entdeckungen – und mit ihm die Entstehung eines globalen Transportsystems und der Austausch von Waren und Kulturen. In der jüngeren Vergangenheit hat China im Bestreben, die sogenannte „Neue Seidenstraße“ zu schaffen, seit 2013 unter anderem eine Reihe von maritimen Handels- und Logistikrouten ins Leben gerufen.
Die Logistikindustrie, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis einer von raschem Wachstum geprägten Entwicklung und eines verstärkten Fokus auf Sicherheit, Effizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit – angefangen bei kleinen Containerschiffen bis hin zu den im internationalen Handel üblichen Megaboxern mit einer Kapazität von mehreren Tausend Containern. Infolge entsprechender industriepolitischer Maßnahmen gewinnen nun vor allem kleine und mittelgroße Ladungsträger zunehmend an Bedeutung für die internationale Logistik.
Vor diesem Hintergrund wurde die China International Marine Containers (Group) Ltd. (CIMC) gegründet. Das Ziel des Unternehmens: die Förderung der Digitalisierung, des Einsatzes fortschrittlicher Technologien und der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft innerhalb der Branche. In puncto Forschung und Entwicklung kann man dabei auf die umfassenden Kapazitäten und Ressourcen der CIMC-Gruppe zurückgreifen.
Die neuen Container von CIMC wurden verbessert hinsichtlich der Nettofüllmenge, des Verdichtungsverhältnisses beim Zusammenklappen sowie der Stapel- und Lagerkapazität im Leerzustand. Credit: CIMC.
Zur Umsetzung seiner strategischen Vision beschloss das Team von CIMC, in Zusammenarbeit mit Autodesk innovative Lösungen für die Konzipierung und Fertigung von Palettenboxen aus Gummi zu entwickeln. Die patentierten Produkte des Unternehmens waren bereits zuvor auf dem Markt etabliert. Im Bestreben, der Logistikbranche intelligentere Lösungen als Alternative zu herkömmlichen Containern zu bieten, wird nun die Modernisierung und Umgestaltung von Ladungsträgern in Angriff genommen.
Technologie eröffnet neue Fertigungsmethoden
Für die Logistikbranche führt der Weg in die Zukunft angesichts steigender Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Kosteneffizienz von Ladungsträgern zwangsläufig über umweltfreundlichere Vorgehensweisen und eine effizientere Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen. Dabei tragen Praktiken wie die Wiederverwendung, das Leasing und die gemeinsame Nutzung vorhandener Infrastrukturen zur Erfüllung der Nachfrage zur Standardisierung von Ladungsträgern bei.
Die ursprünglich von CIMC produzierten Gummi-Palettenboxen erwiesen sich im Vergleich zu vergleichbaren Konkurrenzlösungen als minderwertig und entsprachen nicht den Kundenanforderungen. Um die Produktqualität zu verbessern, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und den Entwicklungszyklus zu verkürzen, galt es, die eigenen Design- und Fertigungsverfahren zu überdenken. „Die Anforderungen der Kundschaft steigen ständig“, so Ming Li, der als Product General Manager bei CIMC Smart Pallets für die Leitung der Produktentwicklung zuständig ist. „Damit wir als Unternehmen mehr Kunden an Land ziehen können, müssen unsere Produkte besser sein als die der Konkurrenz.“
Auf der Suche nach einer Alternative zum klassischen 2D-Design fand das Team von CIMC eine innovativere Lösung in der Autodesk-Technologie für Generatives Design. Das Verfahren, das auf maschinellem Lernen und KI-Algorithmen basiert, ermöglicht es, in der Entwicklung bestimmte Designeinschränkungen und andere Rahmenbedingungen festzulegen, auf deren Grundlage anschließend unter Einsatz maschineller Lernalgorithmen beliebig viele Modelle erstellt werden können. Des Weiteren sind einschlägige Lösungen in der Lage, Faktoren wie Materialeinsparungen oder die fertigungstechnische Machbarkeit eines Entwurfs zu berücksichtigen, was Unternehmen hilft, ein optimales Gleichgewicht zwischen Kosten und Qualität zu erzielen.
Seitdem es für die Produktion der zweiten Version seiner Gummi-Palettenboxen auf Generatives Design umgestiegen ist, ist es dem Team von CIMC gelungen, ein Problem zu lösen, das ihm zuvor viele Jahre lang Schwierigkeiten bereitet hatte: die Integration von 2D- und 3D-Entwürfen. Da der Entwurfs-, Test- und Iterationsprozess heute parallel zum gesamten Produktentwicklungszyklus digital durchgeführt wird, können Produkte weitaus schneller fertiggestellt und an die Käuferschaft überergeben werden. Tatsächlich konnte das Team innerhalb von nur drei Monaten einen Design- und Fertigungsplan auf die Beine stellen; für das Endprodukt brauchte es gerade einmal sechs Monate.
Letzteres weist im Vergleich zu den Vorgängermodellen eine 20 % höhere Steifigkeit aus, was in der Praxis die Wahrscheinlichkeit einer Verformung unter Druck um ganze 80 % reduziert. Und nicht nur das: Auch im Hinblick auf weitere wichtige Kriterien – von der Nettofüllmenge über das Verdichtungsverhältnis beim Zusammenklappen bis hin zur Stapel- und Lagerkapazität im Leerzustand – wurden erhebliche Verbesserungen erzielt. Untermauert werden diese Erfolge nicht zuletzt von der Tatsache, dass CMIC sich drei Industriepatente sichern konnte.
„Am meisten überrascht hat uns, dass wir durch den Einsatz von Generativem Design unseren Designprozess deutlich effizienter gestalten konnten und nun in der Lage sind, unsere Produkte schneller auszuliefern“, erläutert Li. „Zuvor dauerte der Prozess insgesamt rund eineinhalb bis zwei Jahre. Heute brauchen wir für den Entwurf eines Produkts nur noch knapp vier Monate.“
Ein neues Geschäftsmodell
Neben seinem innovativen Designansatz hat CIMC den Erfolg seiner Gummiboxen einem neuartigen Zusammenarbeitsmodell zu verdanken: Wie Li erklärt, beschloss CIMC auf Empfehlung von Autodesk bereits in der Frühphase des Projekts, einen technischen Dienstleister mit an Bord zu holen. Während das Team von CIMC die Designideen beisteuerte und Autodesk die nötige Lösung bereitstellte, war das Partnerunternehmen für die technische Umsetzung der Konzepte verantwortlich. So entstand während der gesamten Projektlaufzeit eine enge Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Parteien.
Partnerschaften dieser Art können zahlreiche Vorteile mit sich bringen – insbesondere, wenn Aktionspläne für wichtige Entwicklungsetappen zum Einsatz kommen. Wie Li betont, wolle man sich bei CIMC auch zukünftig auf die Entwicklung von Palettenboxen aus Gummi konzentrieren. „Das ist unser Vorzeigeprodukt. Es ist nicht nur ganz besonders nachhaltig, sondern bietet auch einen echten Mehrwert“, so seine Überzeugung. „Darüber hinaus werden wir uns jedoch auf die fortlaufende Optimierung unserer Produkte konzentrieren, um unser Angebot auszubauen und von Skaleneffekten zu profitieren.“
Früher, so Li, sei der Prozess der Produktforschung und -entwicklung bei CIMC langwierig gewesen und habe nur wenig Freiraum für Innovation gelassen – ganz zu schweigen davon, dass es für die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte wenig förderlich gewesen sei, die Entwicklung im Alleingang intern vorzunehmen. Tatsächlich bringt die Zusammenarbeit mit externen Partnern Vorteile mit sich, können diese doch ihre jeweiligen Stärken in ein Projekt einbringen und etwaige Ressourcenengpässe auf Seiten der anderen Parteien ausgleichen. Für Unternehmen bringt dies nicht nur Einsparungen bei den Entwicklungskosten mit sich, sondern auch einen insgesamt kürzeren F&E-Prozess und die Fähigkeit, innerhalb kürzerer Zeit hochwertigere Produkte auf den Markt zu bringen.
Fortschrittliche Betriebsabläufe ebnen den Weg in die Zukunft der Logistik
Parallel zur stetigen Expansion der maritimen Logistikbranche setzt auch CIMC seinen Wachstumskurs fort. Nachdem das Unternehmen zwei Jahrzehnte lang Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Ladungsträgern sammeln konnte, setzt es nun auf fortschrittliche Technologien, um ein Ökosystem aus zirkulären Geschäftsprozessen aufzubauen. Diese Bemühungen fördern nicht nur die Digitalisierung der Branche an sich, sondern auch industrieller Prozesse im Allgemeinen.
Zurzeit ist das Unternehmen in Vietnam, Thailand, Indonesien und Malaysia sowie in Australien, Kontinentaleuropa und den Vereinigten Staaten aktiv. Wie Li betont, sei der auf Zusammenarbeit und geteilten Ressourcen basierende Geschäftsansatz ein entscheidender Faktor für die Schaffung einer intelligenten, umfassenden Wertschöpfungskette, die CIMC helfe, seine globale Präsenz auszubauen.
Aktuell entwickelt das Team die notwendige Infrastruktur für eine neue, fortschrittliche Plattform, die die Abwicklung verschiedenster Logistikprozesse ermöglichen soll. Das Ziel der Plattform besteht in der intelligenten Vernetzung sämtlicher Elemente des gesamten Prozesses: von den Produkten und Containern über den Versandstatus bis hin den Kunden und mehr. Dabei werden Stakeholder die Möglichkeit haben, sich aktiv an der Verwaltung des Versandstatus zu beteiligen. Das Ergebnis wird ein zirkuläres, auf organische Weise entwickeltes, intelligentes digitales System sein, das Prozesse wie Produktion, Beschaffung, Logistik, Transport, Lagerhaltung, Vertrieb, Lieferung und Wiederverwertung optimiert.
In Zukunft ist davon auszugehen, dass Innovationen wie Big Data, das Internet der Dinge, Cloud Computing und künstliche Intelligenz der Welt der smarten Logistik weitere Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen werden. Seien es mittels Generativem Design gefertigte Produkte oder modernere Wertschöpfungsketten – die Integration digitaler Technologien und intelligenter Fertigungsverfahren wird die Transformation von Ladungsträgern weiter vorantreiben und der Branche den nötigen Anstoß für die Implementierung ganzheitlicher, zirkulärer Strategien geben.