Man kann nicht leugnen, dass soziale Medien Erstaunliches bewirkt haben und dass das Werbegeschäftsmodell zahlreichen Menschen den Zugang zu Technologien überhaupt erst ermöglicht hat. Diese Plattformen haben eine Vielzahl neuer Kommunikationswege eröffnet. Allerdings glaube ich, dass man irgendwann auf diese Ära der sozialen Plattformen zurückblicken wird und erkennen wird, dass sie eine neue Form der Kontrolle über das Leben der Menschen hervorgebracht hat – eine Zeit, in der Unternehmen Menschen zu Produkten gemacht haben.
Das ist meiner Meinung nach beunruhigend und letztlich auch gefährlich. Man braucht nur an die Kontroversen um staatliche Maßnahmen wie seinerzeit den Patriot Act in den USA oder auch die geplante Vorratsdatenspeicherung in Deutschland zu denken. Das Argument, dass die Befugnis zur Überwachung von Telefongesprächen und E-Mail-Korrespondenz der inneren Sicherheit dient, ist durchaus stichhaltig. Trotzdem reagieren viele Menschen mit Besorgnis darauf – damals wie heute. Aber wissen Sie was? Google hat noch viel mehr Daten. Und warum sollte man Google mehr Vertrauen schenken als der eigenen Regierung? Ich wüsste keinen triftigen Grund.
Ich finde es merkwürdig, dass manche Menschen Probleme damit haben, dass der Staat dieses oder jenes über sie weiß, sie aber gleichzeitig Google bereitwillig mitteilen, wo sie jeden Tag hinfahren. Wenn ich ins Auto steige, sagt mir Google, dass das nächste Pizzarestaurant nur fünf Kilometer entfernt ist, weil es weiß, dass ich jeden Freitagabend Pizza für meine Familie hole. Google weiß, wo ich mein Auto geparkt habe, wo ich überall gewesen bin, und macht mir Vorschläge basierend darauf, wie ich mich in der Vergangenheit verhalten habe. Wenn Google eines Tages diese Informationen verwenden wollte, um mich aufzuspüren, könnte es das. Wir müssen uns eingestehen: Unternehmen wie Google haben Daten, die so etwas möglich machen. Dabei handelt es sich um Daten, die die meisten Menschen nicht in den Händen des Staats wissen wollen.
Mir selbst wäre es lieber, wenn diese Daten mir gehörten und ich genau wüsste, wie ich über sie bestimmen kann, als mich auf die internen Kontrollmechanismen bei Google zu verlassen. Es stellt sich die Frage: Werden die Menschen zukünftig bereit sein, für Leistungen mit einem Mehrwert Geld auszugeben, um die Kontrolle über ihre Daten zurückzuerlangen, oder tauschen sie diese Kontrolle lieber gegen kostenlosen Schnickschnack von Unternehmen ein, die auf diesem Weg mit ihnen zu kommunizieren versuchen? Wir dürfen gespannt sein.
Eins jedenfalls steht fest: Technologieanbieter, die diese Zukunft mitgestalten wollen, sollten lernen, ihre Endnutzer als Kunden und nicht als Produkte zu behandeln.