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5 Erfolgsfaktoren für die Realisierung von Nullenergiehäusern bis 2030

net zero buildings The DaVita Medical Group Sunport Healthcare Center

Den Zahlen des World Green Building Council zufolge verursachen Gebäude fast 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Die gute Nachricht: Die gesamten Emissionen ließen sich bis 2030 um 43 Prozent reduzieren ­– vorausgesetzt, es gelingt, beim Betrieb von Infrastruktur gänzlich auf erneuerbare Energien ohne Treibhausgasemissionen umzusteigen.

Inwieweit sich dieses ehrgeizige Ziel der globalen Initiative „Architecture 2030“ tatsächlich verwirklichen lässt, wird aktuell heiß diskutiert.

Die Energieexperten der Firma Dekker/Perich/Sabatini (D/P/S) jedenfalls sind fest davon überzeugt. Im Bewusstsein, dass der Kampf gegen den Klimawandel ein Rennen gegen die Zeit ist, hat sich das Architekturbüro mit Sitz in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico auf nachhaltige Planung, insbesondere den Bau von Nullenergiehäusern ohne Treibhausgasemissionen spezialisiert.

„Wir haben nur dann eine Chance, den Klimawandel aufzuhalten, wenn wir möglichst schnell handeln“, so Aaaron Ketner, der bei D/P/S als Fachmann für Energieeffizienz arbeitet. „Je länger wir abwarten, desto schneller verschlimmert sich die Lage – man kann sich das in etwa vorstellen wie ein großes Schiff, das immer mehr Fahrt aufnimmt, während man mit allen Mitteln versucht, das Tempo zu drosseln.“

Skeptikern aus der Architektur-, Ingenieur- und Baubranche sind die erforderlichen Veränderungen am besten schmackhaft zu machen, indem man ihnen zeigt, was unterm Strich dabei herauskommt. „Man muss ihnen nur den finanziellen Nutzen aufzeigen, dann ist es plötzlich eine klare Sache“, so Luc Wing, Gebäudeanalyst bei D/P/S.

Die Voraussetzungen dafür, den Bau von Nullenergiehäusern bis 2030 ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen, seien heute bereits vorhanden, betonen Wing und Ketner. Fünf Punkte heben die beiden Experten besonders hervor:

1. Aufklären

Mietern und Käufern werden die Vorteile energieeffizienter Gebäude zunehmend nahegebracht. „Wir erleben derzeit eine wachsende Nachfrage nach effizienten Wohnflächen mit niedrigerem Energiebedarf“, so Ketner. „Früher sind die Leute eingezogen und haben dann gemerkt: ‚Mann, die Stromrechnungen sind aber ganz schön hoch.‘ Wir zeigen ihnen, wie sie durch energiesparende und intelligente Planung Kosten sparen können, und kurbeln dadurch die Nachfrage nach Nullenergiehäusern weiter an.“

So installierte das Unternehmen beim Bau eines Mehrfamilien-Wohnkomplexes eine Solaranlage auf der Parkplatzüberdachung und konnte dadurch sowohl die Energiekosten für die einkommensschwachen Mieter senken als auch die Stromnetzbelastung sowie den finanziellen Aufwand für Anwohner und Steuerzahler reduzieren. Zudem, so Ketner, „passt das Gebäude ins Stadtbild und trägt dazu bei, mit veralteten Vorstellungen aufzuräumen, die viele Menschen vom sozialen Wohnungsbau haben.“

net zero buildings solar-powered water-heating system in carport
D/P/S plante die photovoltaische Solaranlage und das solarbetriebene Warmwasserheizsystem für diesen Mehrfamilien-Wohnkomplex in Albuquerque. Mit freundlicher Genehmigung von D/P/S.

2. Richtwerte setzen

Je besser Käufer informiert sind, desto höhere Ansprüche stellen sie schon in den Frühphasen der Gebäudeplanung. Und das sei auch gut so, findet Wing. Bei der Analyse des Baugeländes arbeitet sein Team mit Revit und Insight von Autodesk, um Gebäudeeigenschaften zu definieren, die eine optimale Energieeffizienz für das Gebäude selbst und seine unmittelbare Umgebung gewährleisten. „Sobald die Käufer bzw. die zuständigen Entscheidungsträger uns jeweils ihre Prioritäten mitteilen, können wir die langfristigen Auswirkungen auf die Betriebskosten, die energetische Bilanz und andere relevante Faktoren errechnen“, so Wing. Auf diese Weise sind die Weichen von Anfang an auf Nullenergiekurs gestellt, und mithilfe detaillierterer Analysen ergeben sich oft weitere Sparpotenziale.

3. Bedingungsanalyse

Wenn einmal feststeht, dass Energieeffizienz bei einem Bauvorhaben an erster Stelle stehen soll, können Gebäudeanalysten spezifische Sparmöglichkeiten identifizieren: Wie lassen sich beispielsweise Beschattungselemente in einer bestimmten Umgebung optimal einsetzen, und welche Auswirkungen haben Faktoren wie Innenbeleuchtung oder die Ausrichtung des Gebäudes auf dessen Energiebedarf?

Wing berichtet von einem Auftraggeber, der sämtliche Beschattungssysteme aus dem betreffenden Bauplan entfernen wollte, um Kosten zu sparen. Wings Team berechnete die Kostenwirkung anhand einer Analyse von Lichtdämmung und Tageslichteinfall. „Häufig bekommen wir von Bauherren zu hören: ‚Ach nee, Jalousien sind uns zu teuer.‘ Mit diesen Tools können wir ihnen ganz genau zeigen, wo sich durch den Einbau möglichst preiswerter Jalousien die größten Effizienzgewinne erzielen lassen“, erläutert er.

Wenn Energieeffizienz bei einem Bauvorhaben an erster Stelle stehen soll, können Bauunternehmen anhand unterschiedlicher Faktoren wie z. B. Tageslichteinfall (siehe Abb.) das Energiesparpotenzial bestimmter Gebäudeeigenschaften berechnen. Mit freundlicher Genehmigung von D/P/S.

Bei der Bedingungsanalyse werden Sonneneinstrahlung, Positionierung von Solarzellen und Richtwerte für erneuerbare Energien ebenso berücksichtigt wie Innenbeleuchtung, Wärmedämmung und Windkanalmessungen zur Prognose der damit verbundenen Schnee- und Eislasten.

4. Laufende Bewertung der Energieeffizienz

Selbst eine noch so energieeffiziente Gebäudeplanung bringt jedoch herzlich wenig, wenn die Bewohner oder Nutzer nicht sachgemäß damit umgehen. „Es reicht, dass Fenster geöffnet, Jalousien hochgezogen oder Computer nach Feierabend nicht heruntergefahren werden“, so Ketner. „Ganz einfache Sachen eben.“

Durch Luftaustritt, Standby-Schaltungen und andere Stromfresser schnellt der Energieverbrauch eines eigentlich als Nullenergiehaus konzipierten Gebäudes in die Höhe. „Man muss den Nutzern des Gebäudes erklären, wie sie sein Potenzial optimal nutzen“, betont Ketner. „Es gibt jede Menge unbekannte Variablen, über die wir nach der Fertigstellung keine Kontrolle mehr haben. Wir können jedoch sehr wohl hingehen und sagen: ‚Hallo Leute, wir sind euer Gebäudeleistungsteam – wir haben das Gebäude geplant und zeigen euch jetzt, welche Funktionen und Eigenschaften es hat.‘“ Auch nach der Installation der letzten Solarzelle muss die Aufklärungsarbeit weitergehen, und die Besitzer von Nullenergiegebäuden sind gehalten, ihre Energieeffizienz regelmäßig unabhängigen Bewertungen zu unterziehen.

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Anhand einer Windkanalanalyse untersuchte das Team von D/P/S die Auswirkungen verschiedener Windverhältnisse auf einen Schulhof. Mit freundlicher Genehmigung von D/P/S.

5. Heute klug investieren heißt langfristig Kosten sparen

Eines der größten Hindernisse bei der praktischen Realisierung des Nullenergieprinzips sind die Initialkosten. Allerdings setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Investitionen in Energieeffizienz sich aufgrund der langfristigen Einsparpotenziale auszahlen.

„Ich habe kürzlich auf der Grundlage der aktuellen Stromtarife eine Richtwertberechnung für einen Bauherrn durchgeführt“, berichtet Ketner. „Dabei ist zu bedenken, dass die Tarife bis nächstes Jahr steigen werden. Meiner Projektion zufolge wird der Auftraggeber im Vergleich zum US-weiten Durchschnitt im Laufe der nächsten 30 Jahre Stromkosten in Höhe von mindestens 2,5 Millionen USD sparen. Damit könnte er potenziell ein weiteres Gebäude finanzieren.“

Ketner fügt hinzu: „In den USA sind Gebäude für etwa 75 Prozent des gesamten Stromverbrauchs verantwortlich. Stellen Sie sich einmal vor, welchen Unterschied es machen würde, wenn unsere gebaute Umwelt ausschließlich aus Nullenergiegebäuden bestünde.“

Eine nachhaltige Gebäudeplanung leistet jedoch nicht nur einen Beitrag zur Reduzierung unserer Treibhausgasbilanz. Hinzu komme, so Ketner, dass dadurch „Gebäude entstehen, deren Bewahrung den Menschen wichtig ist. Es geht nicht darum, dass ein einzelnes Gebäude die Welt retten kann – es geht um die kollektive Wirkung. Ich bin überzeugt, dass wir das in den nächsten zehn Jahren schaffen können.“

Über den Autor

Blake Snow schreibt als routinierter Publizist und passionierter Reisekolumnist für schicke Hochglanzmagazine und Top-Marken. Er lebt mit seiner Familie und einem getreuen vierbeinigen Gefährten in Provo im US-Bundesstaat Utah.

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