Als Performance Capture bzw. Motion Capture (MoCap) wird die digitale Aufzeichnung der Gestik und Mimik eines Schauspielers bezeichnet, der einen speziellen, mit Markern versehenen Anzug trägt
Mit der Arbeit an Blockbuster-Filmreihen wie „Der Herr der Ringe“, „Planet der Affen“ und „Avatar“ hat das auf visuelle Effekte (VFX) spezialisierte Unternehmen Wētā FX die Entwicklung der Performance-Capture-Technologie federführend geprägt und ist heute in der Lage, unter komplexen Umgebungsbedingungen hochgradig realistische Live-Action-Szenen zu kreieren
Performance-Capture zählt zu den datenintensivsten Bereichen der modernen VFX-Produktion und bietet sich zur Optimierung mithilfe maschineller Lernalgorithmen geradezu an, um die anspruchsvollen Erwartungen heutiger Filmregisseure und Kinobesucher zu erfüllen
Die Figur des Gollum aus „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ (2002) ist eine komplett digitale Kreation, deren Bewegungsabläufe auf einem menschlichen Vorbild basieren: dem britischen Schauspieler Andy Serkis, der eigentlich als Stimme von Gollum engagiert wurde – bis Regisseur Peter Jackson auf die Idee kam, auch seine Bewegungen auf die Leinwand zu übertragen. Dieses Verfahren, das als Motion Capture (MoCap) bzw. Performance Capture bezeichnet wird, ist keine Erfindung von Jackson, sondern kam in einer früheren Variante – damals als Rotoscoping bekannt – bereits 1937 bei Disneys „Schneewittchen“-Verfilmung zum Einsatz.
In beiden Fällen dienten Filmaufnahmen der Bewegungsabläufe menschlicher Schauspieler als Vorlage für die Live-Action-Szenen. Mit der „Herr der Ringe“-Trilogie und „King Kong“ (2005) gelang es Jackson, ein bisher unerreichtes Niveau an Realismus und Detailtreue auf die Leinwand zu bringen. Nicht umsonst wurden alle vier Filme mit dem Oscar für Beste visuelle Effekte ausgezeichnet.
Auch die Hauptfiguren in der „Planet der Affen“-Filmreihe sind keine Menschen in Affenkostümen, sondern digitale Animationen nach der Vorlage menschlicher Darbietungen. Die wesentlichen Elemente der Performance-Capture-Technologie haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten kaum verändert, verrät Erik Winquist, VFX-Supervisor bei Wētā FX – dem Unternehmen, das für die einschlägigen Szenen in Jacksons Filmen sowie in den Filmreihen „Avatar“ und „Planet der Affen“ verantwortlich zeichnete. „Das Prinzip ist immer noch das gleiche: Wir stellen menschliche Schauspieler auf eine Bühne, legen ihnen Marker an und zeichnen ihre Bewegungen auf“, so Winquist.
Dank Motion Capture: Die Affen werden immer lebensechter
VFX-Künstler wissen, dass ihre beste Arbeit unsichtbar ist. Das heutige Kinopublikum stellt hohe Ansprüche in puncto Realismus und nimmt Filme gnadenlos auseinander, wenn die visuellen Effekte nicht hundertzehnprozentig überzeugen. Der neue „Planet der Affen“-Film brilliert mit nahtlosen Interaktionen sprechender Affen mit Artgenossen, Requisiten und Live-Action-Figuren.
Eine der größten Herausforderungen, die Winquist und sein technisches Team bereits bei den Dreharbeiten für „Planet der Affen: Prevolution“ (2011) erfolgreich bewältigten, war der Einsatz der MoCap-Technologie für Außenaufnahmen. „Die Technologie basiert auf Infrarotstrahlen, und Sonnenlicht hat eine starke Infrarotkomponente“, erläutert er. „Im Freien hat man mit dem Infrarotlicht zu kämpfen, das überall reflektiert wird.“
Zur digitalen Erfassung menschlicher Bewegungen arbeiten MoCap-Teams mit „weißen Punkte in einem Meer von Schwarz“, wie Winquist sagt. Gemeint sind die Marker, die an den MoCap-Anzügen der Schauspieler angebracht werden. Beim Filmen in Innenräumen kann man mit künstlichem Licht ohne Infrarot arbeiten, sodass die Kamera die Referenzmarkierungen problemlos erfassen kann. Damit dieses Prinzip auch bei Außenaufnahmen funktioniert, mussten die Marker zunächst optimiert werden.
Bei den Markern der neuesten Generation handelt es sich um winzige LED-Lichtquellen, die synchron mit dem Kameraverschluss ausgelöst werden. Dadurch wird es möglich, sie zu isolieren und alle anderen Infrarotquellen herauszufiltern. Die Kameraleute können die Belichtungseinstellungen so anpassen, dass Infrarotstrahlen im Sonnenlicht gar nicht erfasst werden.
Aktive LED-Leuchten sind jedoch empfindlich und nicht unbedingt für unwirtliche Umgebungen geeignet. Für die Dreharbeiten zu „Planet der Affen: Revolution“ (2014) in den Wäldern von British Columbia wurden die Kabel zum Schutz vor Feuchtigkeit mit gummierten Litzen ummantelt. Für den nächsten Film der Reihe, „Planet der Affen: Survival“ (2017), mussten die Ummantelungen sogar noch raueren Umweltbedingungen wie Schnee und Wasser standhalten.