Weit mehr als nur schöne Bilder: Visualisierungen für Infrastrukturprojekte
Normalerweise ruft die 3D-Visualisierung einer Hauptwasserleitung nicht gerade Staunen und Bewunderung hervor. Man kann sie wohl auch kaum mit den ästhetischen Reizen eines Modells der Basilius-Kathedrale in Moskau, dem Taj Mahal in Indien oder der Golden Gate Bridge in San Francisco vergleichen. Aber eine exakte Visualisierung stellt ein Kommunikationstool dar, mit dem Unternehmen Aufträge für neue Architektur- und Infrastrukturprojekte gewinnen können.
Wenn es darum geht, Aufträge für Infrastrukturprojekte zu gewinnen, kennt sich Jeff Lyons, Präsident von Landproject Inc., bestens aus. Seine Erfahrungen mit CAD und der 3D-Visualisierung für Architektur-, Ingenieur- und Bauprojekte sind umfangreich und tiefgreifend. Vor der Gründung von Landproject war Lyons leitender Manager für Flächenentwicklungs- und Planungssoftware bei der Toronto Cole Engineering Group, Ltd. Dort überführte er seinen Angaben zufolge „die Arbeit mit CAD-basierter Planungssoftware erfolgreich in einen vollständig modellbasierten Planungs- und Produktionsworkflow.“
Lyons berät die Cole Engineering Group sowie andere Unternehmen auch heute noch und mit Landproject geht er im modellbasierten Planungsentwurf sogar noch einen Schritt weiter. „Ich optimiere das BIM-Modell für Infrastrukturprojekte und erweitere den Nutzen dieses Planungsmodells über die Kommunikation für Freigaben hinaus für die Bauphase“, sagt er.
Das sich daraus ergebende Modell ist intelligenter als eine reine Visualisierung – es ist weit mehr als nur ein beeindruckendes Bild um einen Auftrag zu gewinnen. Der Inhalt des Modells kann über den gesamten Planungs- und Bauprozess zu den laufenden Projektgesprächen beitragen.
„Als ich bei Cole Engineering arbeitete, hatten wir gerade damit angefangen, [Autodesk] InfraWorks 360 nicht nur dafür einzusetzen, um Aufträge zu gewinnen – sondern auch, um Stakeholdern während der Umsetzungsphase unsere Projektauffassung zu veranschaulichen“, sagt Lyons. „Ingenieurfirmen hingegen interessieren sich mehr dafür, anhand von Modellen Sachverhalte zu erklären. Beide Anwendungen sind wichtig und in der Regel können Modelle beides leisten. Man tut gut daran, dies in der ersten Visualisierungsphase im Hinterkopf zu behalten. In letzter Zeit weise ich bei meinen Projekten verstärkt darauf hin, dass meine frühen Präsentationsmodelle auch dem Planungs- und Bauprozess nützen können.“
Fragen zu den Auswirkungen
Als Beispiele für seinen Visualisierungsansatz führt Lyons zwei lineare Projekte an: eine fast 25 Kilometer lange, durch Ackerland und Dörfer führende Wasserleitung und eine mehr als 6 Kilometer lange Schnellbuslinie durch ein Stadtgebiet.
„Es ist eigentlich nicht üblich, für eine Wasserleitung ein solch aufwendiges, optisch ansprechendes Modell auszuarbeiten, aber für dieses Projekt war es angemessen“, erklärt er. „Cole Engineering hatte grundsätzlich viel Erfahrung mit Tiefbauarbeiten und bei diesem Projekt haben wir uns auf einige sehr innovative Dinge eingelassen. An Modellen für zwei Alternativen zeigten wir auf, wie der Bau und die Anlage von Entwässerungsgräben sich in verschiedenen städtischen Gebieten auswirken würden.“
„Wir wählten diese Art der Visualisierung, weil die Menschen im direkten Umfeld der Leitungen fragten: ‚Wie wird sich dies auf mich auswirken?‘, und das Modell half der Stadtverwaltung, sich einen wirklich guten Überblick über die allgemeinen Auswirkungen zu verschaffen“, fährt Lyons fort. „Es war ein sehr effektives Mittel, um Fragen zu beantworten sowie Zulassungen und die benötigte Unterstützung zu bekommen.“
Lyons zufolge hätten Zeichnungen alleine für das Schnellbuslinienprojekt nicht ausgereicht. „Die Menschen wollen die Auswirkungen sehen, und die Stadtverwaltung will wissen ‚Wie lange?‘ und ‚Wie wird das aussehen?‘, und das kann man einfach nicht mit zweidimensionalen Zeichnungen vermitteln.“
Er weist darauf hin, dass in beiden Fällen die Modelle nicht besonders komplex waren – sie waren weder animiert noch gab es einen virtuellen Überflug – aber sie waren exakt. Das heißt, die einfach gerenderte Information basierte auf zuverlässigen GIS, GPS und LiDAR Daten. Seinen Grundsätzen im Umgang mit CAD getreu weisen auch bereits seine frühen Präsentationsmodelle exakte Daten auf.
Tipps zum Erfolg
Für Bauingenieure, die an Visualisierungen für die Vergabe und zur Erläuterung von Projekten arbeiten, hat Lyons ein paar grundsätzliche Ratschläge.
1. Verwenden Sie gute Daten: „Mit der heute gängigen Planungssoftware, insbesondere mit InfraWorks 360, kann man sehr schnell und einfach qualitativ hochwertige Daten aufnehmen“, sagt er. „Bei den linearen Projekten gab es beispielsweise Teilstrecken, wo der vom Vermesser bereitgestellte Datensatz auch mobile LiDAR-Daten enthielt. Damit konnten wir mühelos Lücken schließen und ohne umfangreiches separates Modelling einen Kontext generieren.“
Lyons arbeitet außerdem mit Autodesk ReCap, um sehr umfangreiche Datensätze in seine InfraWorks 360 Modelle zu integrieren. „Vor Kurzem habe ich ReCap dazu verwendet, zwei bis drei Milliarden Punkte in ein Modell zu importieren und es war erstaunlich einfach“, sagt er. „Mein Kunde war mit dem sauberen Workflow hochzufrieden und ich regte ihn dazu an, die Daten den Ingenieuren für die Planung zur Verfügung zu stellen.“ Lyons war so beeindruckt, dass er selbst eine Drohne kaufte, um mit fotografischer Datenerfassung zu experimentieren.
2. Sorgen Sie für Ausgewogenheit zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit:Natürlich muss die Visualisierung von 3D-Modellen für Präsentationen und Angebote wirtschaftlich sein, aber Lyons betont, dass es sich auszahlen kann, sich Zeit für die Details zu nehmen. „Ich baue gerne kleine Details ein, wie zum Beispiel Kastendurchlässe und mache sogar bei Bedarf etwas [Autodesk] AutoCAD-Modelling, weil ich meinen Kunden zeigen möchte, dass das, was ich für sie anfertige, nicht nur ein schönes Bild sondern auch genau und nützlich ist“, sagt er. „Sie können mein Modell auch nach der Präsentation noch nutzen. Außerdem lege ich Wert darauf, meine Datenquellen weiterzugeben, sodass Planer wissen, dass die Daten zuverlässig sind.“
Lyons Erfahrung mit Visualisierungstools hat ihn davon überzeugt, dass für Präsentationen gedachte Modelle nicht nur attraktiv sein sollten. Wenn man auf Detailgenauigkeit achtet und die volle Leistungsfähigkeit des modernen Datenimports ausschöpft, kann das Modell, das den Auftrag gewinnt, auch dasjenige sein, das Ingenieuren und Bauunternehmern bei der Planung und Umsetzung der tatsächlichen Infrastrukturprojekte dient. Und das ist doch schon ein wenig Staunen und Bewunderung wert.