Auf in den Kampf! Das Bronco-Team mischt wieder kräftig bei BattleBots mit
Wenn Sie irgendeinen Jungen fragen, was cool ist, dann wird er Ihnen mit Sicherheit von Haien, Darth Vader, Dinosauriern oder Lego erzählen – und ebenso sicher auch von „Kampfrobotern“. Sie kennen so etwas vielleicht aus Filmen, aber echte Roboter, die in einer echten Arena kämpfen, sind natürlich noch um etliches cooler. Die Zuschauer von „BattleBots Season 2“ wissen das ganz genau.
Mitverantwortlich für diese Coolness sind Alexander Rose und Reason Bradley, die Köpfe hinter Inertia Labs. Ihre furchterregende Kreation Bronco ist beim diesjährigen Wettkampf der mechanischen Gladiatoren dabei.
Bronco sieht aus wie eine brutale Mischung aus Panzer und Schrottpresse, von der ein böser Geist Besitz ergriffen hat. Seine Spezialität ist „Flipping“: Er schiebt einen pneumatischen Arm von der Länge seines gesamten Körpers unter den Feind und wirft ihn hoch in die Luft, um ihn durch den tiefen Sturz außer Gefecht zu setzen.
Ohne Frage ist er ein ernst zu nehmender Gegner, denn Rose und Bradley hatten viele Jahre Zeit, um ihre Roboter-Geschöpfe zu perfektionieren. In ihrer Jugend im kalifornischen Sausalito in der Nähe einer alten Werft, die Rose als „besseren Schrottplatz“ beschreibt, waren er und Bradley ständig damit beschäftigt, etwas zu bauen. Später wurde Bradley Mechaniker, und Rose studierte Industriedesign. Als dann Mitte der neunziger Jahre das Roboterkampf-Turnier „Robot Wars“ kam, wussten sie, dass sie das perfekte Team dafür waren.
Anfangs mussten sie bei „Robot Wars“ reichlich Prügel einstecken und sich mit dem letzten Platz in ihrer Klasse begnügen. Doch die beiden blieben am Ball und wurden allmählich erfolgreicher. Damals waren die Kämpfe ganz anders. So hatten die Roboter (wie zum Beispiel Blendo, der von Jamie Hyneman und Adam Savage gebaut wurde und im US-Fernsehprogramm „Mythbusters“ zu bestaunen war) meist Verbrennungsmotoren und Gaswaffen, die heute verboten sind. Tatsächlich hat Inertia Labs seinen ersten Kampf mit Hilfe eines Gases gewonnen, mit dem er den Motor des Gegners abwürgte.
„Robot Wars“ fand letztlich ein Ende unter einer „erdrückenden Last von Rechtsklagen“, wie Bradley sagt. Zwei der ursprünglichen Teilnehmer gründeten daraufhin „BattleBots“, und auch Rose und Bradley blieben dabei. „Es kommt nicht oft vor, dass Technologie, Design und Zerstörung auf diesem Niveau zusammentreffen, ohne dass Menschen Schaden nehmen“, erklärt Rose.
Bradley betreibt noch immer die Werkstatt, die für die erste „BattleBots“-Staffel vor über einem Jahrzehnt eingerichtet wurde. Heute gehören auch interessierte Freunde und Mitarbeiter zu Inertia Labs. Jeder von ihnen bringt unterschiedliche Fähigkeiten ein, wie Rose erläutert. Zum aktuellen Team gehören der leitende Mechaniker Chris Daniel, die CAD-Ingenieure Greg Staples und Brad Sykes, der Elektronikingenieur und Konstrukteur Nolan Van Dine sowie der Schaltkreisexperte Matteo Borri.
Bronco ist das Ergebnis von viel Leidenschaft und Geld, die in Entwicklung und Bau investiert wurden – und der richtigen 3D-Design-Software: Autodesk Fusion 360 und Inventor haben bei Konzept und Design geholfen, und die Steuerung der Werkzeuge für Teile übernahm HSMWorks. Wie beim professionellen Boxen gibt es bei „BattleBots“ unterschiedliche Gewichtsklassen; ansonsten können die Teilnehmer fast jede beliebige Waffe einsetzen. Neben Flippern wie Bronco gibt es zum Beispiel „Smasher“ (Zerstörer), „Spinner“ (Dreher) und „Chopper“ (Zerschneider) mit beweglichen Klingen.
Die Teilnahme an „BattleBots“ erfordert laut Rose eine intensive Vorbereitung mit wenig Schlaf und viel Zeitdruck, damit der Roboter kampfbereit ist, wenn der Sender loslegen will. „Aus kleinen Problemen können leicht große werden“, sagt er..
Die größte Herausforderung ist vielleicht, dass vor dem Abend des Kampfes niemand weiß, gegen wen – oder was – er antreten wird. Weil die Teilnehmer nur wenige Stunden vorher darüber benachrichtigt werden, brummen die Boxen neben dem Studio vor Aktivität. Überall liegen Werkzeuge, Teile und furchterregende Gehäuse herum, während die Teams noch letzte Anpassungen vornehmen, in der Hoffnung, mit ihren Angriffswaffen jeden Gegner zu schlagen.
„Die Veranstaltung hat etwas von Schnick-Schnack-Schnuck“, sagt Rose. „Mit einer bestimmten Waffe kann man beispielsweise den ersten Gegner problemlos besiegen – aber es kann sein, dass in der nächsten Runde der Roboter, den man gerade ausgeschaltet hat, bessere Chancen gehabt hätte. Sehr viel hängt von der Konfiguration des Roboters ab.“
Entscheidend für das Design ist natürlich die Phase der 3D-Modellierung. Doch manche Teams haben bei ihrer Anmeldung noch nicht einmal mit dem Bau begonnen. Für die Macher von „BattleBots“ steht der Unterhaltungswert der Kämpfe im Vordergrund, daher wollen sie einen Beleg für die Machbarkeit des jeweiligen Designkonzepts sehen. „Manche Leute reichen Videos oder Designs ein, wenn sie etwas Neues probieren, um die Leute von ‚BattleBots‘ zu überzeugen, dass es wirklich funktionieren wird“, sagt Rose.
Tatsächlich liefert zumindest Bronco in der ersten Runde absolut alles, was er verspricht. Sein Gegner ist Blacksmith, ein fies aussehendes Gerät mit einem schweren Schwinghammer, der auf dem Kopf des Gegners landen soll. Doch die Schläge, die Broncos Oberseite aus Titan erwischen, scheinen ihn nicht im Geringsten zu beeindrucken. Als er Blacksmith dann mit seinem brutalen Arm fünf Meter und mehr hoch in die Luft schleudert, sind die Zuschauer außer sich vor Begeisterung.
Egal, wie ein Kampf ausgeht – letztlich steht ein anderer Aspekt im Vordergrund, wie Rose erklärt: „Wir interessieren uns für Sachen, die unterhaltsam sind und mit denen wir experimentieren können. Das Ganze soll vor allem Spaß machen.“
Doch bei allem Spaß gibt es auch eine ernste Seite. Die Fertigkeiten, die sich die „BattleBots“-Teams aneignen, können echte Fortschritte in der Robotik bringen. Inertia Labs hat bereits autonome Roboter für Meeresbodenuntersuchungen und Bombenentschärfungen entwickelt. Interessant für ein Team, dessen Schöpfungen in der Fernseharena um Leben und Tod kämpfen: Bei Inertia Labs gibt es laut Rose ein inoffizielles Moratorium gegen den Bau bewaffneter Kriegsroboter.
Trotzdem lässt sich auch von der Entwicklung von Kampfroboter-Technologien viel lernen. Rose sieht Potenzial für mindestens einen Bereich, der bislang nicht viel Aufmerksamkeit bekommt: „Wir haben uns intensiv mit Druckluft-Pneumatik beschäftigt, die aus irgendeinem Grund weitgehend ignoriert wird“, erklärt er. „Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sie wieder im Kommen ist – der Hyperloop zum Beispiel basiert darauf. Aber noch zieht dieser Bereich nur wenige talentierte Ingenieure an.“
Für Rose bedeutet Robotik eine „brutale Rückkopplungsschleife für Design- und Materialentscheidungen“. Dies verlange viel Detailgenauigkeit im Wettbewerb wie im sonstigen Berufsleben. „Ich habe während meiner gesamten Laufbahn gleichzeitig Roboter gebaut und die Arbeit anderer Ingenieure angeleitet“, sagt er. „Letztlich habe ich gelernt, warum Sachen nicht funktionieren, und das hilft mir dabei, viele Probleme zu erkennen, bevor sie überhaupt auftreten.“